So wie man sich eben fühlt

Däne ist, wer will

Die Identität der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein ist nicht leicht zu klären. Die meisten der rund 45.000 Mitglieder der Minderheit fühlen sich weder als richtige Dänen noch als echte Deutsche. Sie sind „Südschleswiger“.

Der Begriff Südschleswig (Sydslesvig) findet sich auf keiner internationalen Landkarte. Er leitet sich vom Herzogtum Schleswig ab, das 1866 zusammen mit Holstein die preußische Provinz Schleswig-Holstein wurde. Mit der Volksabstimmung 1920 wurde dann die deutsch-dänische Grenze neu gezogen. Seitdem gibt es „Südschleswig“ im nördlichen Landesteil Schleswig-Holsteins und „Nordschleswig“ im dänischen Südjütland.

Die Angehörigen der Minderheit „nennen sich selten Dänen“, umreißt der Flensburger Historiker Lars N. Henningsen die Verhaltensweise seiner Landsleute. „Sie sehen sich als Südschleswiger oder Europäer in Südschleswig, schätzen das Dänische, vergessen aber das Deutsche nicht.“

Heute wird das Bekenntnis, eine Art Däne mit deutschem Pass zu sein, selten mit politischen und nationalen Argumenten untermauert. „Natürlich gibt es dänisch national eingestellte Familien, die ihre Haltung geschichtlich begründen“, sagt Henningsen. Doch das seien nur wenige. Im Vordergrund der Motive stehe das dänische Schulwesen mit kleinen Klassen und von Kindesbeinen an geübter Zweisprachigkeit. Die meisten der Südschleswiger beherrschten daher Dänisch, sprächen aber sogar untereinander eher Deutsch.

Die Südschleswiger leben aber wie Dänen, hat eine Sozialstudie ergeben. Profanes Beispiel ist das Essen. Die deutsche Gewohnheit, mittags warm zu speisen, wird von Südschleswigern kaum gepflegt. Sie nehmen die Hauptmahlzeit am frühen Abend ein, wie es in Dänemark üblich ist, und an Weihnachten wird der Baum mit der dänischen Nationalflagge geschmückt. dpa