„Eine Ohrfeige“

Präsident Ahmadinedschads Vize steht drei Tage nach seiner Ernennung schon in der Kritik

BERLIN taz | Der Stuhl des erst vor drei Tagen ernannten iranischen Vizepräsidenten Esfadiar Rahim Maschai beginnt bereits zu wackeln. Offenbar scheint Präsident Mahmud Ahmadinedschad den Ernst der Lage nicht begriffen zu haben. Er hatte sich zwar am Freitag, als hunderttausende seiner Gegner auf die Straßen gingen, aus dem Staub gemacht und war mit seinem Kabinett nach Maschad, der heiligen Stadt im Nordosten, gezogen. Doch auch dort hätte er merken müssen, dass immer mehr Menschen seine Legitimität anzweifeln.

Denn anders als früher fiel der Empfang in Maschad auffallend mager aus. Zwar wurden Leute mit Bussen aus der Provinz herbeigeholt und Schüler zur Teilnahme an der inszenierten Kundgebung angewiesen. Aber die Größen der Stadt, allen voran der mächtige Verwalter der religiösen Stiftungen und die graue Eminenz des islamischen Staates, Ajatollah Waez Tabasi, weigerten sich, an dem Empfang teilzunehmen.

Aber der Präsident ließ es sich nicht anmerken. Er kündigte die ersten Schritte zur Neubildung seines Kabinetts an und ernannte Maschai zu seinem ersten Vizepräsidenten. Maschai gehört zu den engsten Vertrauten des Präsidenten, seine Tochter ist mit dem Sohn Ahmadinedschads verheiratet. Nun ist Maschai unter den Hardlinern eine höchst umstrittene Figur. Als früherer Verantwortlicher für Tourismus und Kulturerbe hatte er mit seinen Äußerungen immer wieder für Empörung gesorgt. Während sein Präsident gegen die USA wütete, sagte er, in den USA lebe „eines der besten Völker der Welt“. Seine Fehltritte waren so peinlich, dass selbst Revolutionsführer Ali Chamenei gegen ihn einschreiten musste.

Warum Ahmadinedschad gerade diesen Mann zu seinem ersten Stellvertreter ernannte, bleibt ein Rätsel. Selbst seine engsten Anhänger fanden dafür keine Erklärung und forderten ihn öffentlich auf, die Wahl zurückzunehmen. Es sei wie „eine Ohrfeige für die Wähler“, sagte der konservative Teheraner Freitagsprediger Ahmad Chatami.

Am Sonntag kursierten Gerüchte über einen angeblichen Rücktritt Maschais, doch gestern schrieb er auf seiner Internetseite, es handele sich um „ein Gerücht und eine Lüge“, die von „Feinden“ der Regierung verbreitet worden sei. BAHMAN NIRUMAND