„Düstere Szenen geschehen“

Angelika Klüssendorf liest aus „Das Mädchen“

■ 53, Autorin, ist in der DDR aufgewachsen. „Das Mädchen“ war für den Deutschen Buchpreis 2011 nominiert.Foto: Alex Reuter

taz: Frau Klüssendorf, das Deutschlandradio nannte sie kürzlich „Spezialistin für düstere Familienkonstellationen“. Sind Sie das?

Angelika Klüssendorf: Nein, gar nicht! Ich beschreibe in meinen Büchern das Leben so, wie es ist, denn düstere Szenen geschehen überall. Ich sehe mich aber nicht als deren Expertin, ich beschäftige mich einfach nur mit Randfiguren, weil mir das Thema vertraut ist.

Um welche Randfigur geht es in ihrem neuesten Buch „Das Mädchen“?

Es geht um ein Mädchen in der DDR, dessen Leben ich zeige. Ich beschreibe es, um zu sehen, wie beschädigt oder unbeschädigt sie dort wieder herauskommt.

Das Mädchen wächst unter schwierigen Bedingungen in einer armen Familie auf. Offiziell gab es in der DDR so etwas doch gar nicht, oder?

Diese Bedingungen hat es gegeben, sie sind mir aus meiner eigenen Kindheit bekannt. Unterschichten waren in den Medien der DDR zwar nicht sichtbar, aber jeder, der dort lebte, konnte sie sehen.

Und was gab es da zu sehen?

Ein Großteil der Bevölkerung bestand aus Arbeiterfamilien. Unter denen waren auch arme und heillose Familien. Eine von denen beschreibe ich in meinem Buch.

Was, finden Sie, ist das Besondere an ihrem Roman?

Wenn ich das wüsste, würde ich lauter besondere Sachen schreiben, um den nächsten Roman noch besonderer zu machen.INTERVIEW: SUL

Lesung mit Angelika Klüssendorf: 20 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38, Eintritt 7 Euro, erm. 4 Euro.