„Ehrenamt reicht nicht“

Tagung zur medizinischen Versorgung Papierloser

■ 46, ist Facharzt für Allgemein-und Arbeitsmedizin. Er führt die „Hausärztliche Sprechstunde für Menschen ohne Papiere“.

taz: Herr Clausen, haben Menschen ohne Papiere einen Anspruch auf ärztliche Versorgung?

Uwe Clausen: Ja, aber nur auf medizinische Notversorgung. Das ist im Asylbewerberleistungsgesetz und im Sozialgesetzbuch festgeschrieben.

Warum gibt es dann die „Hausärztliche Sprechstunde für Menschen ohne Papiere“?

Was ein Notfall ist und was nicht, kann man nicht messerscharf trennen. Medizinisch macht es auch mehr Sinn, Menschen rechtzeitig zu behandeln. Das tue ich bei der Sprechstunde für Menschen ohne Papiere. Daneben bieten wir auch sozialrechtliche Beratungen an.

Was können Sie als Arzt leisten?

Ich untersuche die Menschen, kann als Hausarzt aber nicht immer weiterhelfen. Viele Menschen kommen wegen chronischer Erkrankungen, auch Schwangere sind dabei. Ich versuche dann Fachärzte zu finden, die den Patienten zu ermäßigten Konditionen untersuchen.

Wie finanzieren Patienten Folgebehandlungen und Medikamente?

Ich verschreibe möglichst günstige Medikamente, bei Krankheiten wie Rheuma bezahlen Patienten trotzdem schnell 300 Euro im Monat für Tabletten. Das können sich viele nicht leisten.

Was muss die Politik tun?

Nur auf Ehrenamt und freiwilliges Engagement zu setzen, reicht nicht. Es gibt die Möglichkeit, einen staatlich mitfinanzierten Fond einzurichten, wie in München. Die Inanspruchnahme muss aber anonym möglich sein, sonst haben die Menschen Angst, dass die Ausländerbehörde über ihre Illegalität informiert wird. Über solche Möglichkeiten sprechen wir auf der heutigen Tagung. INTERVIEW: SUL

Fachtagung „Patienten in Not – Ärzte unter Druck“: ab 10 Uhr, Ärztekammer Hamburg