Alle Welt gegen Ahmadinedschad

IRAN Die weltweiten Proteste gegen Mahmud Ahmadinedschad lassen nicht nach. Auch Irans Konservative machen jetzt Druck: Sie zwangen seinen Vize zum Rückzug

TEHERAN/BERLIN ap/afp/taz | Weltweit haben Demonstranten am Wochenende zur Unterstützung der iranischen Opposition aufgerufen. In Amsterdam forderte Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi bei einer Kundgebung vor hunderten Menschen die internationale Gemeinschaft auf, das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen vom 12. Juni nicht anzuerkennen. Sie verlangte eine erneute Abstimmung unter der Aufsicht der Vereinten Nationen. Lenka Petronová, Organisatorin eines Protestmarsches in Prag, sagte: „Den Leuten droht Folter, und ihr Leben ist in Gefahr.“ Auch in mehreren deutschen Städten folgten Menschen einem Aufruf von Amnesty International und anderen Menschenrechtsgruppen.

Im Iran will die Opposition eine Trauerfeier für die Opfer der Proteste veranstalten. Die unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Mir Hossein Mussawi und Mehdi Karrubi beantragten am Sonntag eine Genehmigung beim Innenministerium. Die Familien der Opfer waren aus Furcht vor neuen Demonstrationen angewiesen worden, ihre Angehörigen nicht öffentlich zu beklagen. Die Trauerfeier soll am Donnerstag stattfinden.

In Fortsetzung des innenpolitischen Streits feuerte Präsident Mahmud Ahmadinedschad am Sonntag vier Minister. Es handelt sich um die Minister für Kultur, Arbeit, Gesundheit und Geheimdienste. Letzterer soll nach Angaben der Nachrichtenagentur Mehr bei einer Kabinettssitzung am Mittwoch die Ernennung von Esfandiar Rahim Maschaie zum Vizepräsidenten kritisiert haben. Maschaie, der über Heirat mit dem Präsidenten verwandt ist, war am Samstag nach einem Machtwort von Revolutionsführer Ali Chamenei zurückgetreten. Die Ernennung war von Konservativen scharf kritisiert worden. Ahmadinedschad hatte dennoch an ihm festgehalten.

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