Kranke müssen 30 Kilometer weiter fahren

GESUNDHEITSPOLITIK Die Kinderklinik im niedersächsischen Soltau wird künftig nach Walsrode verlegt. Der Aufsichtsrat möchte die beiden Krankenhäuser des Heideklinikums stärker spezialisieren

Risikoschwangere müssen in Zukunft zur Untersuchung nach Walsrode fahren

Die Kinderklinik des Soltauer Krankenhauses zieht ins 30 Kilometer entfernte Walsroder Krankenhaus. Dafür wird der CDU geführte Kreistag dem Aufsichtsrat heute Abend vermutlich grünes Licht geben. Beide Häuser gehören zum Heideklinikum.

Um ein Bürgerbegehren gegen den Wegzug der Kinderklinik zu verhindern, hatten Vertreter einer Bürgerinitiative und des Kreistags im September vergangenen Jahres einen Kompromiss geschlossen. Er sah vor, in Soltau eine „unselbstständige Kinderklinik“ mit vier Betten und einer ärztlichen Versorgung rund um die Uhr zu erhalten. Wegen eines fehlendem Facharztes und zu hoher Kosten sei dies aber nicht umsetzbar, sagt Hermann Norden, der Vorsitzende der mehrheitsführenden CDU im Kreistag. Er ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der Klinik.

Ursprünglich sollten Assistenzärzte die Kinder nachts betreuen. Da zu der Tageszeit kein Kinderfacharzt vor Ort sei, würde die Arbeitszeit den Assistenzärzten nicht für die Qualifikation zum Facharzt angerechnet, sagte Grünen Kreistagsfraktionsvorsitzender Christopher Schmidt. „Unter diesen Voraussetzungen bekommen wir keine Ärzte.“

Für die Betreuung der vier Betten hätten daher drei Fachärzte eingestellt werden müssen, Zusatzkosten von 350.000 Euro wären nach Angaben der Böhme-Zeitung auf die Klinik zugekommen. Das überstiege den finanziellen Rahmen, so Norden.

„Ein Großteil der Patienten kann aber weiterhin in Soltau versorgt werden“, betont er. Nur besondere Fälle und Risikoschwangerschaften müssten zur Untersuchung nach Walsrode. Für die Zukunft des Heideklinikums sei eine Spezialisierung der Häuser notwendig. Daher soll in Soltau anstelle der Kinderklinik ein Herz- und Kreislaufzentrum entstehen.

Der Linken-Kreistagsabgeordnete Sven Köster ist anderer Meinung. „Menschen, die mit den Gedanken spielen, in Soltau eine Familie zu gründen, könnten durch diese Entwicklung davon abgebracht werden.“ SUL