leserInnenbriefe
:

Nicht wissenschaftlich

„Bremer Affenversuche dürfen weitergehen“,

taz nord vom 20. 4. 2024

Dass ein Forschungsnutzen abstrakt sein darf, finde ich seltsam! Die riesigen Geldsummen werden ja ganz konkret zugeordnet. Wer erhält nach Jahrzehnten des Nichterfolgs noch Geld und diesem Fall unter Inkaufnahme von Tierleid? Zum Glück ist die Erlaubnis zeitlich stark eingegrenzt und unter Auflagen, dass nämlich keine Affen erneut diesem massiven Gehirneingriff unter Einsetzung eines Fremdkörpers ausgesetzt werden dürfen. Das haben Sie leider vergessen mitzuteilen. In Ihrem Artikel wird suggeriert, dass Herr Kreiter weiterwirken darf. Zudem sagte eine Ärztin zurecht: „Solche Affen sind wie Folteropfer zu betrachten, die vielfältige Abweichungen von den normalen Reaktionen und Körperfunktionen zeigen. ,Wissenschaftlich’sind solche Versuche demnach nicht zu nennen.“ Das zeigt sich an den Ergebnissen. Genau: Welche Ergebnisse eigentlich? In diesem Sinne: Auf die humanbasierte Medizin, von der wir Menschen wirklich etwas haben! Eva Sieg, Mittweida

Positives weggelassen

„Bremer Affenversuche dürfen weitergehen“,

taz nord vom 20. 4. 2024

In diesem Artikel wird alles Positive am Urteil weggelassen, beispielsweise dass er keine Affen mehr quälen darf. Er hat nicht komplett und für immer gewonnen, es ist zeitlich und sachlich limitiert und eigentlich ist noch vieles offen. Zahlreiche andere Länder haben Ausstiegspläne aus Tierversuchen, wie z. B. die Niederlande, Norwegen, die USA oder das Vereinigte Königreich. Hierzulande herrscht die Tierversuchsindustrie und -lobby. Tierleidfreie Methoden werden hierzulande kaum gefördert, während in die Tierversuchsindustrie jährlich viele Milliarden fließen und eine moderne und zukunftsfähige Forschung für menschliche Patienten blockiert wird.Jörg Gaiser, Baiersbronn

Verhamlosend

„Bremer Affenversuche dürfen weitergehen“,

taz nord vom 20. 4. 2024

Überschriften und Bemerkungen wie „Grundlagenforschung muss nicht unmittelbar anwendbar sein“ oder „Bundesverwaltungsgericht behauptet, der Tierschutz wiegt weniger als die Forschungsfreiheit und das Leid der Tiere sei allenfalls als ,mäßig’zu werten“ sind Meinungen der Forscher*innen, nicht die Wahrheit. Zudem beruht die verhamlosende Bewertung auf einem Gutachten des Primatenzentrums Göttingen, das selbst derartige Versuche durchführt. Wie gut, dass die Summe der Behörden die Versuche für ethisch nicht vertretbar hält.

Lisa Wieder, Heidelberg

taz nord Stresemannstraße 23 22769 Hamburg briefe@taz-nord.de www.taz.de

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leser:innenbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Entscheidender Schutz

„Bremer Affenversuche dürfen weitergehen“,

taz nord vom 20. 4. 2024

Das Gericht begründete seine Entscheidung damit, dass die Meinung der Bevölkerung keinen Einfluss auf die Wissenschaftsfreiheit haben dürfe. Die Bevölkerung muss also die Arbeit von Herrn Professor Kreiter bezahlen, auch wenn sie die Tierquälerei, die mit dessen Forschung einhergeht, ablehnt. Invasive Tierversuche werden gerne versteckt. Der Fall des Affen Jara etwa, der nicht aus Bremen stammte, wurde in einer „Frontal“-Sendung vorgestellt. Jaras Schädelknochen war siebartig durchlöchert, der Kaumuskel durchschnitten und er ist unter schwerstem Leiden gestorben. Das erfuhr die Bevölkerung zufällig, denn eigentlich sollte Jaras Kopf still in der Tiefkühltruhe des Göttinger Primatenzentrums landen. Das Gericht hat versucht, das Leid der Affen gegen das erwartbare Outcome der Forschung zu stellen. Da es sich dazu nicht in der Lage sah, hat es die Versuche nur für zwei Monate zugelassen und die Affen dürfen nicht versuchsvorbereitend operiert werden. Das ist ein entscheidender Schutz der neu beantragten Affen vor Tierquälerei. Hier hat das Gericht die Position des Schwächsten gestützt, nämlich die, des dem Forschenden hilflos ausgelieferten Affen. Christina Gerlach-Schweitzer, Bonn