Bordellnacht der Bodyguards beim Gipfel in Cartagena

USA Überparteiliche Empörung über die Sexpartys von US-Geheimdienstlern in Kolumbien

AUS WASHINGTON DOROTHEA HAHN

Der Secret Service der USA hat die Aufgabe, über die Sicherheit des Präsidenten zu wachen. Doch vor dem Amerika-Gipfel in Cartagena, Kolumbien, sollen zumindest elf von Barack Obamas vorab angereisten Beschützern sowie mindestens zehn US-Soldaten aus sämtlichen Waffengattungen anderweitig aktiv gewesen sein. Sie sollen bis spät in die Nacht in Bordellen gefeiert und anschließend mindestens 21 Prostituierte mit auf ihre Zimmer genommen haben. Inzwischen befassen sich mehrere Komitees im US-Kongress sowie mehrere interne Untersuchungen bei Geheimdienst und Militär mit dem nächtlichen Treiben. Dabei kommen täglich neue Erkenntnisse hinzu und steigen die Zahlen der beteiligten Männer und Prostituierten immer weiter.

Herausgekommen ist die Sache, weil einer der Kunden aus den USA am Ende der Nacht nicht bereit war, die Zeche zu zahlen. Die Prostituierte wehrte sich und schlug auf dem Gang des Hotels gegen andere Zimmertüren. Das Hotel schaltete die Polizei ein, und die wandte sich an die US-Botschaft.

In Washington hat der Vorfall alle anderen Berichte über den Amerika-Gipfel verdrängt: von der kontinentalen Isolation der USA in der Kuba-Frage bis hin zu der Kritik an den negativen Arbeitsplatzeffekten durch das im Mai in Kraft tretenden Freihandelsabkommen mit Kolumbien.

Präsident Obama sowie der republikanische Präsident des Repräsentantenhauses, John Boehner, haben das Verhalten ihrer Sicherheitsleute in seltener Einmütigkeit verurteilt. Beide Kammern des Kongresses untersuchen die Nacht in Cartagena. Im Senat hat Republikaner Peter King festgestellt, dass die elf Männer „entweder verschiedene Erinnerungen haben oder nicht die Wahrheit sagen“. Im Repräsentantenhaus will die republikanische Ausschussvorsitzende Susan Collins wissen, ob die Prostituierten in Kolumbien „feindliche“ Absichten hatten. Schließlich, so Collins, hätten sie die Hotel-Zimmer der Agenten verwanzen und deren Waffen desaktivieren können.

Dem Chef des Secret Service, Mark Sullivan, der seine Männer, darunter Scharfschützen und Sprengstoffexperten, vom Dienst suspendiert und in die USA zurückbeordert hat, sprechen – bislang – alle Seiten ihr Vertrauen aus. In einem Bordell in Cartagena hat ein Reporter der New York Times eine Frau gefunden, die sich darüber freut, dass ihr Metier die „Anerkennung durch Bodyguards von Obama“ sowie wertvolle Werbung erhält.