RALF LEONHARD ÜBER DIE GESCHEITERTEN VERMITTLUNGSVERSUCHE IN HONDURAS
: Sanktionen gegen Dinosaurier

Die Putschisten in Tegucigalpa wollen eines auf keinen Fall: die Rückkehr des gewählten Präsidenten Manuel Zelaya zulassen. Damit würden sie eingestehen, dass sie ihn zu Unrecht abgesetzt und außer Landes gebracht haben. Jeder Kompromiss, der Zelaya erlauben würde, seine letzten fünf Amtsmonate zu absolvieren, stößt daher auf ihre vehemente Ablehnung. Genauso strikt lehnen sie das Ansinnen ab, mittels verfassunggebender Nationalversammlung ein moderneres Grundgesetz zu schaffen. Wir erleben die letzten Zuckungen eines Ancien Régime, das nicht erkennen will, dass seine Zeit gekommen ist.

Roberto Micheletti und die Clique, die ihn an die Macht gebracht hat, spielen auf Zeit. Am 29. November wird gewählt und der zukünftige Präsident – sei er von der Liberalen oder der Nationalen Partei – werde früher oder später international anerkannt werden. So hofft man. Und den Bewegungen, die mit der Plattform „Widerstand gegen den Staatsstreich“ fast täglich mobilisieren, werde bald die Luft ausgehen. Eltern wollen ihre Kinder wieder in die Schule schicken, und die Ressourcen für Transport und Ernährung der Demonstranten sind begrenzt. Mehrere Todesopfer, einige Verschwundene und zahlreiche Verletzte, die mit Knochenbrüchen in den Spitälern liegen, sollen für die notwendige Einschüchterung sorgen.

Mag sein, dass die Massenmobilisierung nachlässt, doch der harte Kern der Regimegegner wird sich unweigerlich radikalisieren. Die Androhung bewaffneten Widerstands steht im Raum. Nie zuvor haben OAS und USA so eindeutig Stellung gegen ein Putschregime bezogen. Aber die Zeit der Diplomatie ist jetzt vorbei. Jetzt müssen sie konsequent bleiben und – wenn sie weiteres Blutvergießen vermeiden wollen – die Dinosaurier des Ancien Régime mit Sanktionen, die wehtun, in die Knie zwingen.