meinungsstark
:

Darmstadtisierung im Fußball

„Darmstadts Erben“, taz vom 2. 10. 23

Die Autorin ist bezüglich Darmstadt 98 sportlich leider nicht auf dem neuesten Stand. Die Darmstädter Lieberknechte spielen seit zwei Jahren begeisternden Offensivfußball – auch jetzt in der Ersten Liga. Freilich sind sie finanziell nicht konkurrenzfähig, agieren deshalb mit eher unbekannten Angriffsspielern, aber es geht sehenswert nach vorne.

Der sofortige Wiederabstieg (mit wehenden Fahnen) ist einkalkuliert. Allerdings stellt sich seit kurzem auch zählbarer Erfolg ein. Die Kolumne ist jedoch zutreffend, denn oft ist nur ein grausames „Ballgeschiebe“ zu sehen. Darmstadtisierung ist und bleibt ein falscher Begriff, weil destruktive Spielweise sicher nicht im Bölle erfunden wurde. Diese Spielweise ist einzig und allein der immer noch fortschreitenden Kommerzialisierung geschuldet. Lothar Dönges, Dautphetal

Waffen, Waffen, nochmals Waffen

„Der Dammbruch der US-Rechten“, taz vom 2. 310. 23

Wie Dominic Johnson will auch ich selbstverständlich nicht, dass die Ukraine vernichtet wird! Nur ziehe ich daraus nicht den Schluss, dass „… wem an Menschenwürde etwas liegt, muss jetzt alles in den Sieg gegen Russland investieren“.

Was heißt denn das eigentlich, ein „Sieg gegen Russland“? Und was heißt „alles“? Man kann die Ukraine aufrüsten, so viel man will, die Russen verfügen um deutlich mehr Kapazitäten, die sie nachschieben können. Sollen die USA, soll der Westen sich komplett ruinieren und immer mehr Menschen auch bei uns in die Armut treiben? Soll der Krieg endlos weitergehen, bis zum bitteren Ende, dem atomaren Inferno der ganzen Welt?

Der US-General Mark Milley sagt, dass keine der beiden Seiten den Krieg auf absehbare Zeit gewinnen kann. Diese Pattsituation sollten alle, die Verantwortung tragen, endlich dazu nutzen, zu versuchen, diesen Krieg sofort zu stoppen, eine Verhandlungslösung zu finden. Mehrere Länder haben Vorschläge unterbreitet, warum fällt den Politikern im Westen und leider auch dem taz-Autor nichts anderes ein als Waffen, Waffen und nochmals Waffen?

Gabriele Kentrup, Frankfurt am Main

Puschkin zu Russland

„Puschkin hätte den Krieg garantiert nicht unterstützt“ taz vom 2. 10. 23

„Puschkin hätte den Krieg garantiert nicht unterstützt“ – da irrt die Autorin Dana Bjork möglicherweise: Als 1830/31 der polnische Aufstand gegen die Zarenherrschaft ausbrach und blutig niedergeschlagen wurde, schrieb Puschkin das Gedicht „An die Verleumder Russlands“; ein polenfeindliches und antieuropäisches Machwerk. Den russisch-polnischen Konflikt wollte er als slawische Familienangelegenheit verstanden wissen, in die sich die Europäer nicht einzumischen hätten.

Puschkin formulierte damals die glasklare Alternative, dass Russland als Nation und Imperium nur bestehen könne, wenn es Polen besiegt und assimiliert. Heute trifft Gleiches auf die Ukraine zu.

Stephan Wohanka, Berlin

Organisiertes Schrumpfen

„Am besten Energie sparen“ taz vom 29. 9. 23

Ulrike Herrmann nimmt ihn in den Mund, den Begriff „Schrumpfen“, zitiert dann noch die Frage, ob denn nun Deutschland „der kranke Mann Europas“ sei, vermeidet aber die oft zu lesende Gefahr der „Deindustrialisierung“. Leider spannt sie nicht den Bogen zu ihrem vor einem Jahr erschienenen Buch „Das Ende des Kapitalismus“, wo sie überzeugend darstellt, dass wir nur eine Zukunft haben, wenn wir das ungebremste Wachstum, welches in einer endlichen Welt eine Illusion ist, ersetzen durch organisiertes Schrumpfen. Nun ist es kaum vorstellbar, aus der aktuellen Wachstumsschwäche etwas Positives abzuleiten. Dennoch: Warum hört man in diesem Zusammenhang so gut wie nichts von Wachstumskritikern und Degrowth-Verfechtern?

Dieter Stompe, Erfurt