Krönung für den krassen Außenseiter

Die Ulmer Basketballer gewinnen erstmals die deutsche Meisterschaft

Titelheld Yago dos Santos hatte stolz die brasilianische Fahne über die Schultern gespannt, für die Protagonisten des erstmaligen Meisters gab es reichlich Champagner und ein ganzes Set an Zigarren: Die Basketballer von Ratiopharm Ulm haben die erste Meisterschaft in der Vereinsgeschichte bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. „Einer der schönsten Tage, die wir in diesem Verein erlebt haben. In diesen Play-offs war jeder Tag ein besonderer. Als Siebtplatzierter den Zweiten, den Dritten und den Ersten rausgehauen. Das ist der absolute Wahnsinn“, sagte Sportdirektor Thorsten Leibenath.

Das 74:70 gegen Hauptrundensieger Telekom Baskets Bonn war der letzte Schritt eines sportlich verrückten Laufs, der gegen den entthronten Meister Alba Berlin, Pokalsieger Bayern und Champions-League-Gewinner Bonn neun Siege und nur zwei Niederlagen einbrachte. „Damit hat keiner gerechnet. Es ist unglaublich, für diese Stadt den ersten Titel zu gewinnen“, sagte Chefcoach Anton Gavel. Vergessen sind die Finalniederlagen 2012 und 2016, am Freitagabend herrschte in der mit 6.000 Fans vollbesetzten Arena in Neu-Ulm absolute Glückseligkeit. Erstmals seit 2009 heißt der Meister nicht Bamberg, Berlin oder München. Dass es Außenseiter Ulm nun geschafft hat, ist ein Gemeinschaftswerk. „Das gab es noch nie und ich glaube auch nicht, dass es das nochmal geben wird. Es ist einfach die Belohnung für die ganze Arbeit“, sagte Vereinsboss Thomas Stoll.

Auch die Bonner spielten eine überragende nationale Saison und gewannen international gar den Titel in der Champions League. Hauptsponsor Telekom hatte schon vor der entscheidenden Meisterschaftsniederlage versichert, den Klub künftig bis zum Vertragsende 2024 gar noch mit einer Million Euro mehr zu unterstützen. Zudem soll es Gespräche geben, um über ein längerfristiges Engagement zu verhandeln. Die Zukunft von Erfolgstrainer Tuomas Iisalo ist genauso ungeklärt wie die von Spielmacher T.J. Shorts. (taz, dpa)