Abtreibungen nehmen zu

Nach einem Rekordtief 2021 steigt die Zahl der Abbrüche wieder an

Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland ist im Jahr 2022 mit rund 104.000 gemeldeten Fällen um knapp 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Zwar handelt es sich um einen Anstieg von einem niedrigen Niveau: Im Jahr 2021 war mit 94.600 Fällen der niedrigste Stand seit Beginn der Statistik verzeichnet worden. Wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte, lag die Zahl der Abtreibungen im vergangenen Jahr auch über dem Niveau der Jahre 2014 bis 2020. Zuletzt war die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche vor zehn Jahren mit 106.800 Fällen höher als 2022.

Die Beratungsorganisation pro familia hält sich auf Anfrage bei der Bewertung der Zahlen jedoch zurück: Die Statistiken seien noch nicht vollständig, hieß es. Man sehe zwar die absoluten Zahlen, nicht aber eine Quote. Die Häufigkeit von Abbrüchen gibt das Bundesamt normalerweise an, indem deren Quote auf 10.000 Frauen ermittelt wird. Das sei bislang jedoch nicht geschehen, denn es fehlten aktuelle Angaben aus der Bevölkerungsstatistik. Deshalb gebe es bislang nur Quoten, die sich auf das Jahr 2020 bezögen. „Eigentlich haben wir bislang nur die absolute Zahl“, sagte eine Sprecherin.

Laut dem Statistischen Bundesamt erfolgten die Eingriffe überwiegend ambulant. 96 Prozent der im Jahr 2022 gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche wurden den Angaben zufolge nach der sogenannten Beratungsregelung vorgenommen. Indikationen aus medizinischen Gründen und aufgrund von Sexualdelikten waren in 4 Prozent der Fälle die Begründung für den Abbruch. (epd)