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: Wenn der Ex-Präsident der USA Nazis zum Abendessen lädt

Ein Abendessen von Ex-Präsidenten Donald Trump in dessen Anwesen Mar-a-Lago in Florida erregt die Gemüter in den USA. Am Dienstag vergangener Woche hatte Trump dort den Rapper Ye, vormals Kanye West, empfangen, der in den vergangenen Monaten durch antisemitische Äußerungen in Verruf geraten war. Und mit dabei saß dann auch noch der 24-jährige Nick Fuentes – das reichte, um etliche Trump-Verbündete gegen den früheren Präsidenten aufzubringen.

Denn Fuentes ist Aktivist, Nazi und Holocaustleugner. Wenn er über „die Juden“ spricht, dann wirkt selbst Kanye West im Vergleich gemäßigt. Was haben solche Leute also beim gemütlichen Abendessen mit dem Ex-Präsidenten zu tun, kurz nach dessen Erklärung, auch bei der nächsten Wahl im Jahr 2024 antreten zu wollen?

Trump selbst sagt, er sei nur mit Ye verabredet gewesen – der war ihm gegenüber schon immer loyal, und das mag Trump. Ye habe Fuentes mitgebracht, er selbst habe gar nicht gewusst, wer das eigentlich ist.

Das reichte aber nicht, um insbesondere jüdische republikanische Organisationen zu besänftigen. Die standen eigentlich stets zu Trump, der sie mit seiner Entscheidung, die US-Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen und seiner bedingungslosen Unterstützung für die damalige israelische Netanjahu-Regierung fest an sich gebunden hatte.

Diesen Bonus könnte Trump jetzt verspielt haben. Morton Klein etwa, Vorsitzender der rechten Zionist Organization of America, sagte der New York Times: „Ich bin ein Kind von Überlebenden. Donald Trump ist kein Antisemit. Er liebt Israel. Er liebt Juden. Aber er normalisiert und legitimiert Judenhass und Judenhasser, und das macht mir Angst.“

Trumps früherer Vizepräsident Mike Pence hatte Trump in einem am Montag ausgestrahlten Interview aufgefordert, sich dafür zu entschuldigen, „einem weißen Nationalisten, Antisemiten und Holocaust-Leugner einen Platz am Tisch“ eingeräumt zu haben.

Dass Trump auch die Verbindung zu rechtsextremen und antisemitischen Kreisen sucht und weiß, dass sie fester Teil seiner Stamm­wäh­le­r*in­nen­schaft sind, ist allerdings nicht neu. Schon im August 2017 in Charlottesville, Virginia, demonstrierten Rechtsextreme mit dem Slogan „Juden werden uns nicht ersetzen!“ Es kam zu Auseinandersetzungen mit antifaschistischen Ge­gen­de­mons­tran­t*in­nen und eine Frau wurde von einem Rechtsextremen getötet. Trump meinte dazu: „sehr gute Leute auf beiden Seiten“.

Und die QAnon-Bewegung, die mit der Spinnerei von einer Kinderblut trinkenden Elite eine der ältesten antisemitischen Verschwörungsmythen wieder hat aufleben lassen, ist auf jeder einzelnen Trump-Veranstaltung bestens sichtbar. Bernd Pickert