Zweifelhafte Bank-Investitionen

ETHIK Ackermann gibt Chefposten der Deutschen Bank ab. Rüstungsgeschäfte bleiben in der Kritik

BERLIN taz | Verbrannte Erde anstelle eines intakten Hauses – das ist es, was der scheidende Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nach Ansicht von Nichtregierungsorganisationen seinen Nachfolgern Anshu Jain und Josef Fitschen am Donnerstag übergibt. Das Aktivisten-Bündnis „Andere Banken braucht das Land“ zog am Dienstag in Berlin eine Bilanz der Ära Ackermann. „Die Deutsche Bank unter Josef Ackermann war allenfalls eine Ankündigungsbank“, fasste Thomas Küchenmeister von der Organisation Facing Finance zusammen. „Sie kündigte stets Verbesserungen bezüglich Waffenfinanzierung und Agrarspekulationen an, aber tatsächlich versuchte sie nur, ihre Aktivitäten besser zu verschleiern.“

Eindringlichstes Beispiel dafür seien andauernde Investitionen der Deutschen Bank in Unternehmen, die unter anderem Streumunition in ihrem Portfolio führen. Die Deutsche Bank hatte nach anhaltendem Protest im November vergangenen Jahres angekündigt, auf Geschäfte mit solchen Firmen zu verzichten – auch weil das serbische Streuminen-Opfer Branislav Kapetanovic auf der Hauptversammlung 2011 gesprochen und an Josef Ackermann appelliert hatte. „Ich muss leider feststellen, dass die Bank nichts verändert hat“, sagte Kapetanovic, der im Jahr 2000 durch eine Streubombe der US-amerikanischen Firma Alliant Techsystems alle Extremitäten verlor. Recherchen der Wirtschaftsrecherche-Agentur Profundo zufolge schloss die Deutsche Bank seit November neue Kontrakte über 500 Millionen Euro mit Firmen ab, die solche zweifelhafte Portfolios pflegen.

Mit der UN-Konvention zur Ächtung von Streumunition sind seit 2010 zwar die Herstellung und der Handel solcher Waffen in 106 Staaten, darunter Deutschland, verboten. Doch andere wie die USA, Russland und China haben die Konvention bisher nicht unterschrieben.

Ein Sprecher der Deutschen Bank sagte, die Deutsche Bank kooperiere seit 2011 nur noch mit „Firmen, die so bald wie möglich“ aus dem Geschäft mit kritischen Waffen aussteigen wollten. Bestehende Kontrakte könne sie nicht beenden.

Tatsächlich ist schwer nachvollziehbar, welche Firmen wie stark in die Herstellung von Streumunition involviert sind. Doch es gibt Einrichtungen wie die schwedische Analyseagentur Ethix, die Finanzinstitute in ethischen Fragen beraten. Im April sind auf ihre Empfehlung vier britische Bank- und Investmenthäuser aus Verträgen mit amerikanischen Firmen wie L-3, Alliant Techsystems oder Lockheed Martin ausgestiegen. Die Deutsche Bank ist in diese Firmen Küchenmeister zufolge aktuell mit zwei bis dreistelligen Millionensummen investiert – obwohl Ethix sie berät. KAREN GRASS