Kein Überblick über tote Fische

Brandenburger Politiker fordern Konsequenzen. Auch Personalmangel im Landesumweltamt?

Der Vorsitzende des Umweltausschusses im Brandenburger Landtag, Wolfgang Roick (SPD), hält Konsequenzen aus dem massiven Fischsterben in der Oder für notwendig – auf deutscher und polnischer Seite. „Was wir leider nicht haben, und das ist durchaus ein Punkt, den wir verändern wollen, ist eine Übersicht oder ein Kataster über die Mengen, die in Polen – auch mit Genehmigung – eingeleitet werden“, sagte Roick am Dienstag in Potsdam vor einer Sitzung des Umweltausschusses. Bisher wisse man, dass ein geöffnetes Rückhaltebecken die Ursache gewesen sein könne. Aus diesem sei Salz ausgetreten, das zu einem verstärktem Wachstum der Goldalge und zum Fischsterben geführt habe.

In der Oder wurden auf polnischer und deutscher Seite in den vergangenen Wochen massenhaft tote Fische entdeckt. Bis Samstag wurden in Polen und Deutschland rund 200 Tonnen Fischkadaver eingesammelt. Die Ursache für das Fischsterben ist bislang unklar. Jedoch wurde in Wasserproben sowohl in Polen als auch in Deutschland eine giftige Alge festgestellt.

Im Zusammenhang mit dem Fischsterben hat Polens Wasserbehörde nach eigenen Angaben 282 Abwasserabflüsse ohne eine aktuelle wasserrechtliche Genehmigung entdeckt. Es werde derzeit geklärt, von wo aus diese Leitungen zur Oder gelegt wurden und wem sie gehörten, sagte der designierte neue Chef der Wasserbehörde, Krzysztof Wos, am Dienstag. In 57 Fällen sei bereits die Polizei informiert worden.

Der Chef des Umweltausschusses sieht auch mögliche Defizite auf deutscher Seite. Es gehe darum zu prüfen, „ob es eine andere Art der Überwachung“ geben müsse, sagte ­Roick. Die Frage sei, ob im Landesumweltamt „nicht ausreichend Personal da war“. Aus seiner Sicht hat die Behörde möglicherweise zu langsam reagiert. Das Landesamt hatte laut Umweltministerium vom 7. zum 8. August Veränderungen in Frankfurt (Oder) unter anderem beim Sauerstoffgehalt festgestellt, von den Werten allein habe die Behörde aber nicht von einem Fischsterben ausgehen können.

Am Dienstagnachmittag gab die polnische Feuerwehr neue Zahlen bekannt: Man habe bislang 202 Tonnen tote Fische aus der Oder geborgen. Die Feuerwehr habe entlang des gesamten Flusslaufs 159 Ölsperren aufgestellt, um damit ver­endete Fische aufzufangen und zu bergen, sagte der Sprecher der Feuerwehr-Hauptverwaltung. Insgesamt seien 3.770 Beamte der Berufsfeuerwehr und freiwillige Feuerwehrleute im Einsatz. (dpa)