Übernachtet auf dem Rathausplatz

RÄUMUNG Nach Rauswurf wollen die Leute aus der Lüneburger Frommestraße ein neues Haus

Sie wollten nicht gehen und taten es dann doch. Am Montagmorgen sind die letzten Mieter aus ihrem einsturzgefährdeten Haus in der Lüneburger Frommestraße ausgezogen. Friedlich und ruhig hätten die etwa zehn Personen das Haus nach einer Aufforderung durch städtische Mitarbeiter verlassen, gab die Stadt bekannt.

Während Polizisten die Eingänge sicherten, verschlossen Handwerker Türen und Fenster, bauten Gas-, Wasser- und Stromleitungen ab. In den kommenden Monaten darf das Haus nur noch von Mitarbeitern der städtischen Behörden betreten werden. Die überprüfen auch, ob es sich weiterhin absenkt.

Mit einer Mahnwache demonstrierten Bewohner und Anwohner am Montag gegen die Räumung. Später richteten Demonstranten auf dem Rathausplatz ein symbolisches neues Zuhause für die Frommestraßenmieter ein: ein „Sleep-in“ mit anschließendem Frühstück. Sie forderten, das Haus vor dem Einsturz zu retten. Dass das zu teuer sei, hatte Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) aber bereits im Frühjahr gesagt.

Seit April liegt der Stadt das Ergebnis eines Gutachtens vor. Das attestiert dem Gebäude akute Einsturzgefahr. Innerhalb von 12 Wochen mussten die Bewohner aus ihrem Zuhause ausziehen.

Da der Eigentümer des Hauses in Südamerika untergetaucht ist, half die Stadt den Mietern bei der Wohnungssuche. Etwas wie das Haus in der Frommestraße, so die Stadt, gebe es nicht.

Genau das wünschen sich aber die 26 zumeist jungen Bewohner. In der Frommestraße hatten sie in großen Wohngemeinschaften zusammen gewohnt. Sie befürchten, dass mit der Räumung eine der letzten Möglichkeiten zum alternativen Leben in Lüneburg verloren geht.

Zwecks Weiterführung ihres Wohnprojekts haben die Bewohner nun einen Verein gegründet. Und sich am vergangenen Freitag schon mal mit dem Oberbürgermeister getroffen. SUL