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: Post aus dem Peloton

Für alle, die bei der Frankreich-Rundfahrt am Rad drehen: der taz-Tour-Ticker-Test

Wer als Tour-de-France-Fan auch an einem fernsehlosen Arbeitstag auf dem Laufenden bleiben will, hat – vorausgesetzt, er ist online – diverse Möglichkeiten, sich über das Geschehen im Peloton betickern zu lassen, bestenfalls im Minutentakt.

Auf der offiziellen Tour-Seite (www.letour.fr) heißen die Eilmeldungen schön altmodisch „Depeschen“, werden aber mit einer zeitgemäß blinkenden Anzeige verziert, die zum Kauf von Tour-Artikeln anregen soll. Auch am Kopf des Live-Tickers von Spiegel Online (www.spiegel.de) saust ein Werberadler rum, dafür gibt es hier ein übersichtliches Profil der Strecke und eine Darstellung des Abstands der Ausreißer zum Hauptfeld. Ähnlich sieht das Pop-up-Fensterlein der ARD aus (www.tour.ard.de), das jedoch gegen die aufgemotzte Rennmaschine des ZDF (www.zdf.de) wie ein schlichtes Hollandrad daherkommt. Putzig ist die ZDF-Animation: Kleine Radfahrer strampeln sich auf zwei Stockwerken ab, in der oberen Etage die Führungsgruppe, darunter das Hauptfeld. Nachvollziehbar ist es nicht, warum das ZDF die virtuellen Tour-Fahrer in einem Parkhaus gegeneinander antreten lässt.

Aber allein das Outfit macht noch kein gelbes Trikot: Auf die Schnelligkeit kommt es schließlich an, auch im Ticker-Test. Den Sturz von Ivan Basso auf der 5. Etappe meldet die ARD als Erstes, kurz darauf hat es auch Spiegel Online geschnallt, und gerade noch bevor der Besenwagen kommt, berichtet die Tour-Seite von dem Ereignis. Das ZDF verschweigt dreist den Sturz, meldet allerdings sinnfrei, dass Basso wieder ans Feld rangeführt wird.

Überhaupt wird man wie so oft in der Sportberichterstattung mit kuriosen Weisheiten konfrontiert: „Die Piloten müssen im Laufe des Rennens mit Wetterkapriolen rechnen. Dazu kommt der Wind.“ (Spiegel)

ARD und ZDF haben übrigens einen identischen Ticker-Text (werbefrei!), nur bewegt sich das Zweite permanent im Windschatten des Ersten und aktualisiert nicht so flott. So wird die Zielankunft auch zu einem Zweikampf zwischen ARD und Spiegel, doch nachdem beide gemeldet haben, dass es noch 1.000 Meter bis ins Ziel sind, passiert lange gar nichts, bis es lapidar heißt: „Wieder mal ein Massensprint“ und „Robbie McEwen gewinnt“ (Spiegel). Zeitgleich ist auch die ARD am Ende („McEwen zieht an Boonen vorbei und gewinnt.“), und der Ticker-Nutzer merkt spätestens jetzt, dass so ein Eilmeldeservice die echten Bilder nicht ersetzen kann. Bleibt noch der Live-Stream von ARD und ZDF oder eben doch Urlaub nehmen. Definitiv am doofsten ist es, vier Live-Ticker gleichzeitig zu verfolgen. JUTTA HEESS