Von der Jugendherberge ins Hotel

Hannover stellte Wohnungslosen Einzelzimmer, um sie vor Corona zu schützen. Das Projekt wird andernorts fortgesetzt

Wohnungslose Menschen müssen aus einer Jugendherberge in Hannover nicht wieder zurück auf die Straße. Man habe gemeinsam mit der Diakonie und der Caritas Zimmer in einem Hotel in der Nähe der Innenstadt und in einem Gästehaus gefunden, wie die Stadt Hannover mitteilte. In den vergangenen drei Monaten waren die rund 100 wohnungslosen Menschen in Einzelzimmern der Jugendherberge untergebracht worden – aus Schutz vor Infektionen mit dem Coronavirus. Dort lief der Mietvertrag gestern aus.

„Für sie ist es auch eine Art Urlaub von der Straße“, sagte Diakonie-Pastor Rainer Müller-Brandes. „Eine Zeit, in der die Menschen in Ruhe über ihr Leben nachdenken und neue Pläne schmieden können.“ In einer Notunterkunft, in der Bett an Bett stehe, sei dies kaum möglich. „Da wollen die Menschen morgens nur noch schnell raus.“

Dieser „Urlaub von der Straße“, wie Müller-Brandes es nennt, habe beispielsweise dazu geführt, dass zwölf Menschen wieder einen Job gefunden hätten. 21 Menschen konnten nach Angaben der Stadt in andere Wohnsituationen wie das Kolping-Haus, ein Wohnheim für Männer, oder in WGs vermittelt werden.

Bei den beiden neuen Unterkünften handelt es sich um ein innenstadtnah gelegenes Hotel mit 43 Zimmern und ein Gästehaus in der Nähe des Stadtwaldes Eilenriede mit zwölf Zimmern. Die Zimmer sollen weitestgehend einzeln belegt werden, so eine Stadtsprecherin – mit Ausnahme von Paaren und Gästen, die bereits engen Kontakt zueinander hatten. An beiden Standorten arbeiten Diakonie und Caritas zusammen.

„Wir sind mit der neuen Lösung glücklich und zufrieden“, sagte Rainer Müller-Brandes. Die beiden kirchlichen Wohlfahrtsverbände hätten in einem „sehr guten ökumenischen Miteinander“ das Konzept „Zwischenraum“ entwickelt. Dabei werden Menschen, die weg von der Straße in ein normales Leben wollen, eng begleitet, erläuterte Müller-Brandes.

Die neuen Mietverträge für das Hotel und das Gästehaus sind wieder auf drei Monate begrenzt. Allerdings seien die Akteure von Caritas, Diakonie, Stadt und Region guter Dinge für eine weiterführende Lösung. „Wenn das klappt, wäre dies ein Quantensprung für die Arbeit mit obdachlosen Menschen“, sagte Müller-Brandes. (epd)