Ägyptens Militärs bleiben ruhig

REAKTIONEN Freude und Sorge nach Entmachtung der Generäle. Kritiker fürchten Einfluss der Muslimbrüder und fragen, ob Mursi rechtmäßig handelt

KAIRO/BERLIN rtr/dapd/dpa/taz | Nach der Entmachtung der ägyptischen Militärspitze durch Präsident Mohammed Mursi gab es am Montag keine Anzeichen dafür, dass die Militärs sich gegen die Entlassung von Armeechef Hussein Tantawi sowie Stabschef Sami Enan stellen würden. Dies wurde als Zeichen dafür gewertet, dass viele Generäle und Offiziere den Schritt Mursis billigen.

Beobachter sprachen von einem Handstreich von Zivilisten, der von jüngeren Militärs mitgetragen wurde. Dabei soll auch der Wunsch vieler Armeeangehöriger nach einem Generationswechsel eine Rolle spielen.

Mursi sagte in einer Fernsehansprache, seine Entscheidung richte sich nicht gegen „bestimmte Personen“ und diskreditiere auch nicht „bestimmte Institutionen“. Vielmehr wolle er erreichen, dass sich die Streitkräfte ganz auf ihre Aufgaben der Landesverteidigung konzentrieren können.

Ägyptens Medien kommentierten die Entwicklung überwiegend positiv. In Kairo feierten Tausende in der Nacht zu Montag die Entlassung der Generäle. Als Chef des Militärrates nach dem Sturz von Expräsident Husni Mubarak war Armeechef Tantawi seit dem Frühjahr 2011 immer wieder Zielscheibe der Kritik oppositioneller Demonstranten auf dem Tahrirplatz gewesen.

Die jüngste Entwicklung löste aber auch Befürchtungen aus: Vor dem Verteidigungsministerium versammelten sich am Montag Ägypter, die eine Stärkung der Muslimbrüder befürchten. Kritik kam auch aus Juristenkreisen, da Mursi die Verfassungserklärung vom Juni außer Kraft setzte, die seine Macht erheblich eingeschränkt hatte. „Ein Präsident hat nicht die Vollmacht, eine Verfassung zu ändern, auch nicht eine provisorische , sagte die Verfassungsrichterin Tahani al-Gabali dem Portal ahmramonline. „Mursi hätte sich an die geltende Verfassungserklärung halten müssen.“