Betrüger wittern Corona-Beute

Zahlreiche Fake-Seiten nutzen unbürokratische Soforthilfen aus

Betrüger haben offenbar die komplette Webseite des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums gefälscht. Am vergangenen Mittwoch wurde Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung zufolge die Fake-Seite „wirtschaft-nrw.info“ angemeldet, auf der auch ein Antragsformular für Corona-Soforthilfen zu finden war. Vertreter des NRW-Innenministeriums und des Wirtschaftsministeriums hätten die Fälschung der Webseite bestätigt, seit Montag ist die Seite nicht mehr aufrufbar.

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen geht davon aus, dass die Daten von Antragstellern abgegriffen werden sollten, um sie anschließend mit veränderten Kontoverbindungen auf der echten Antragsseite des Landes Nordrhein-Westfalen einzugeben und so die Corona-Soforthilfen umzuleiten. Aufgrund früherer Betrugsversuche war die echte Seite am Donnerstag vorläufig abgeschaltet worden, sollte aber bald wieder an den Start gehen.

Die gefälschte Seite war den Recherchen zufolge eine exakte und vollständige Kopie der echten Webseite. Der einzig sichtbare Unterschied war, dass bei der Fälschung ein Antragsformular abrufbar war. Die Fake-Seite liegt auf einem Server in den USA. Ermittler im Cybercrime Competence Center der nordrhein-westfälischen Polizei hatten seit Sonntagmittag versucht, die falsche Seite offline nehmen zu lassen. Offenbar wollten Kriminelle für ihren Betrug die Osterfeiertage ausnutzen.

Nach Einschätzung des Bundeskriminalamts dürfte der Betrug in NRW kein Einzelfall bleiben. Insbesondere wegen der Vielzahl an Anträgen dürften die genehmigenden Stellen Schwierigkeiten haben, die Anträge so zu prüfen, dass betrügerische Anhaltspunkte erkannt werden. NRW-Innenminister Reul sprach von über 90 Fake-Seiten im Netz. (afp)