Sprung über Löwe

COMPUTERSPIEL „Aufbruch Bayern“ ist peinlich-putzige Propaganda für das Bundesland

Im Auftrag der Bayerischen Staatskanzlei wurde ein Spiel entwickelt, das jungen Bürgern den Freistaat schmackhaft machen soll. Wir haben es getestet.

Hat die Welt der Computerspieler darauf gewartet? Um die 100.000 Euro hat sich die Bayerische Staatsregierung ihr Projekt angeblich kosten lassen. Als Unterfranke, also der ewigen CSU-Herrschaft nicht gerade freundlich gegenüber eingestellt, ist man natürlich erst mal skeptisch. Aber gleich der Anfang reißt mich mit: Bavaria, die bayerische Schutzpatronin (links im Bild) steht auf einem Boot und fragt mich, wofür ich mich besonders einsetzen will: Familie (kein Bock), Bildung (500 Euro Studiengebühren im Semester) oder „Ideen und Erfindungen“ (ist das nicht das Gleiche wie Bildung?). Ich wähle Letzteres. Nun soll ich einen Berggipfel erstürmen! Super.

Aber zuerst werde ich durch eine weitere Frage belästigt: Welcher See wird auch bayerisches Meer genannt? Brombach-, Chiem- oder Ammersee? Keine Ahnung. Ich rate Chiemsee. Richtig. Dann muss ich Diamanten sammeln, mit denen ich Sachen kaufen kann, etwa ein Snowboard, um über einen Löwen zu springen. Wenn ich einen großen Edelstein sammle, gibt es Informationen über Bayern, zum Beispiel, dass das dritte Kindergartenjahr in den „meisten Fällen“ beitragsfrei wird. Wie die Eltern in München einen Kindergartenplatz bekommen, steht da leider nicht. Kann man den hier vielleicht auch irgendwo erspielen? Hm. Nee. Irgendwann habe ich den Gipfel erreicht. Und bin geschafft. NICOLAS WEISENSEL