Wenn das Studium plötzlich gar nichts mehr wert ist

INTEGRATION Ein Projekt für türkische Frauen soll helfen, in der deutschen Berufswelt Fuß zu fassen

Das Problem ist gravierend: Wenn Frauen in der Türkei ein Studium abschließen, wird dieses in Deutschland nicht gleichbedeutend anerkannt. Das wirft die Betroffenen beruflich gesehen um Jahre zurück. Um künftig die berufliche Integration für Akademikerinnen zu erleichtern, hat der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) ein Projekt ins Leben gerufen.

„Wenn eine junge Frau Lehrerin werden will, in der Türkei ein Studium absolviert hat und dann nach Deutschland kommt, dann ist ihr Abschluss auf einmal nichts mehr wert“, erklärt Berin Arukaslan. Sie ist Vorstandssprecherin des TBB. „Diese Tatsache ist eine persönliche Kränkung für die Frauen, stößt in der Senatsverwaltung bisher allerdings auf taube Ohren“, so Arukaslan.

Das „Interkulturelle Qualifizierungsprojekt für Frauen“ soll helfen. Innerhalb von neun Monaten besuchen die Teilnehmerinnen mehrere Kurse, lernen EDV-Grundlagen oder das politische System in Deutschland kennen. Ümran Șekerci koordiniert das Projekt. „Unser Ziel ist es, die jungen Frauen auf dem schnellsten und besten Weg in die Berufswelt zu befördern“, sagt sie. Wie in der Schule sitzen die Frauen dann von morgens bis nachmittags zusammen. In den letzten drei Monaten machen sie außerdem ein Praktikum, zum Beispiel in einer Schule. Zum Schluss erhalte jede Teilnehmerin ein Zertifikat als „Integrationsassistentin“. Dadurch vergrößere sich die Chance, schnell einen guten Job zu finden, sagt Vorstandssprecherin Arukaslan.

Finanziert wird das Projekt vom Europäischen Sozialfonds für Deutschland (ESF). Wenige freie Plätze gibt es noch für den Kurs, der am 9. November anfängt. Eine Infoveranstaltung findet am 23. Oktober von 10 bis 13 Uhr in der Boppstraße 10, Kreuzberg statt. Daniel Tubies