8 Quadratmeter: 400 Euro

HAMBURG taz | Nach vier Jahren musste ich diesen Herbst aus meinem Studentenwohnheim raus – obwohl der Master fünf Jahre dauert. Anfangs war ich relativ entspannt, später kam echte Panik. So eine Zimmersuche ist anstrengend. Erst hat mich keine WG eingeladen: Die bekommen bis zu 200 Mails und antworten dann nicht mehr. Und mehr als 400 Euro möchte ich im Monat nicht ausgeben, was die Auswahl einschränkt. Diese Castings sind auch so eine Sache: Einmal saß ich mit zwei anderen Bewerbern da, die erzählten, wie toll sie sind. Total unangenehm! Ich habe bestimmt 20 Absagen bekommen. Einmal haben mir drei Typen Mitte 30, die sagten, sie wären Studenten, nachmittags um drei mit einer Alkoholfahne geöffnet. Die Wohnung war total ranzig. Ein potenzieller Mitbewohner versuchte herauszufinden, ob wir „spirituell“ zusammenpassen. Er wollte alle Möbel im Zimmer lassen, weil die ein spiritueller Zimmermann und Nachfolger Jesu gebaut hatte. Ein Mikrowelle sollte ich nicht mitbringen, weil die Strahlen die Spiritualität stören. Eine einzige WG hat mir zugesagt: 400 Euro für 8 Quadratmeter. Es gibt hier einfach viel, viel zu wenige Wohnungen.

PROTOKOLL: RAPHAEL SARTORIUS