Der plötzliche Tod des weißen Genossen

Roy Bennetts Hubschrauberunfall trifft Simbabwes demokratische Opposition in einer Sinnkrise

Aus Harare Danai Marumba

Simbabwes Oppositionspartei MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel) ist in keiner guten Verfassung. Ihr langjähriger Führer Morgan Tsvan­girai ist krank, und nach dem Abtritt des Langzeitherrschers Robert Mugabe nährt der neue Präsident Emmerson Mnangagwa Hoffnungen auf Veränderung ohne Machtwechsel. Und nun ist auch noch MDC-Mitgründer Roy Leslie Bennett tot. Der charismatische 60-Jährige starb am vergangenen Mittwoch mit seiner Frau Heather und fünf anderen Menschen bei einem Hubschrauberabsturz in den USA.

Damit endet eine der buntesten politischen Karrieren des Landes, geprägt vom Widerstand gegen das autoritäre Regime Mugabes und vom Aufbau der MDC ab 1999. Mehrmals verhaftet, hat Bennett, wie Tsvangirai es in seiner Reaktion auf den Tod seines Mitstreiters ausdrückte, unauslöschliche Fußabdrücke im Sand des Kampfes für Demokratie hinterlassen.

Geboren am 16. Februar 1957 in der Kleinstadt Rusape, war der Weiße Bennett zu Kolonialzeiten Polizist gewesen. Nach der Unabhängigkeit kaufte er im Jahr 1993 eine 2000-Hektar-Farm mit mehreren Tausend Arbeitsplätzen. Im Jahr 2000 war er einer der drei für die neue Oppositionskraft MDC ins Parlament gewählten Weißen, neben seinen Parteifreunden David Coltart und Trudy Stevenson. Er holte damals den ländlichen Wahlkreis Chimanimani trotz Einschüchterung durch Regierungsanhänger, die bis zu physischer Gewalt ging – seine Frau erlitt dadurch eine Fehlgeburt.

Der Einzug ins Parlament war sein Höhepunkt – seine Inhaftierung vier Jahre später der Tiefpunkt. Bennett stieß bei einer Parlamentsdebatte über Viehdiebstahl den Zanu-Politiker Patrick Chinamasa zu Boden, es entwickelte sich eine Schlägerei, Bennett wurde hinausgeworfen und saß acht Monate im notorischen Hochsicherheitsgefängnis Chikurubi.

Nach seiner Freilassung machte Bennett die unmenschlichen Haftbedingungen öffentlich, floh außer Landes und erhielt in Südafrika Asyl. Als Mugabe nach seiner Wahlniederlage gegen Tsvangirai 2008 zwar nicht die Macht abgab, aber auf südafrikanische Vermittlung eine Regierung der Nationalen Einheit bildete, nominierte die MDC ihn als Vizeminister für Landwirtschaft. Mugabe weigerte sich, den „Verräter“ zu vereidigen. Er blieb in Südafrika.

„Genosse Pachedu“ (Einer von uns) nannten seine Parteifreunde Roy Bennett, einen der wenigen Weißen Simbabwes, die die einheimische Sprache Shona beherrschen. Die MDC nannte seinen Tod „eine tiefe Wunde, die sich nie schließen wird“.