Ohne Gisdol und Kühne läuft nichts

saisonplanung Beim HSV setzen sich Trainer und Investor über das Sparprogramm der Gremien hinweg

Wenn Klaus-Michael Kühne über eines seiner liebsten Hobbies spricht, den Hamburger Sport-Verein, zuckt parallel im Volksparkstadion jemand zusammen. Mal ist es ein Sportchef, dann ein Trainer. Mirko Slomka, Oliver Kreuzer und Bruno Labbadia beispielsweise wissen, was es heißt, wenn der wichtigste und einzige Investor ihnen das Vertrauen entzieht. Nur kurze Zeit nach seinen Statements waren sie weg.

In diesem Sommer geht der 80-jährige Logistik-Unternehmer allerdings einen anderen Weg. Er stärkt einem Verantwortlichen den Rücken: Trainer Markus Gisdol. „Wenn sein Konzept von seinen Vorgesetzten voll akzeptiert wird, bin ich bereit, weiterhin zu helfen“, sagte Kühne im Interview mit Sat.1 Regional.

Einige meinen, es sei Kühnes gutes Recht, seine Hilfe an Bedingungen zu knüpfen. Andere nennen das Erpressung. Wie die Erfahrung der vergangenen Jahre lehrt, sagt Kühne solche Sachen nicht einfach so. Gisdol ist in der aktuellen Führungskonstellation nämlich seine einzige Möglichkeit, weiterhin Bundesliga-Manager zu spielen. Mit Vorstandsboss Heribert Bruchhagen versteht sich Kühne nicht so gut. Deutlicher ausgedrückt kommunizieren die beiden nur sporadisch miteinander.

Das liegt daran, dass die Interessen des Vorstandes und Aufsichtsrates denen Kühnes widersprechen. Dieser will mit dem HSV hoch hinaus. Geklappt hat es bisher eher mäßig. Weil auch Gisdol nicht viel von Einsparungen hält und lieber neue Spieler kaufen will, die sich der HSV ohne Kühne jedoch nicht leisten kann, steht der 80-Jährige an seiner Seite.

Verteidiger Kyriakos Papadopoulos wäre zum Beispiel einer, den Gisdol auch in der kommenden Saison in seinem Team haben will. Mit einem geschätzten Gehalt von drei Millionen Euro jährlich und einer Ablöse bis zu zehn Millionen passt der Grieche nicht wirklich in den Hamburger Konsolidierungsplan. Nur haben sich die obersten Gremien des Klubs von ihrem Ziel, die Personalkosten auf 48 Millionen pro Jahr zu senken und sich nicht weiter zu verschulden, nach Kühnes medialem Gebrüll wieder verabschiedet.

Gemacht wird jetzt, was der Trainer will. Und der Investor wird es bezahlen. In der langen HSV-Historie ist es wohl das erste Mal, dass ein Chefcoach so viel Macht auf sich vereint und die Politik des ganzen Klubs nach seinem Gusto bestimmen kann. Bruchhagen und der Aufsichtsrat müssen diese Kröte schlucken. Andernfalls passiert auf dem Transfermarkt überhaupt nichts. Daniel Jovanov