Die Organ-vermittlerin

Wie machen Sie das?

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Christina Haß, 25, studiert in Frankfurt am Main Medizin. Nebenbei jobbt sie im Transplantationsbüro der Uniklinik – auch nachts.

taz.am wochenende: Sie werden nachts aus dem Schlaf gerissen und müssen Organe vermitteln. Dafür brauchen Sie volle Konzentration, wie machen Sie das?

Christina Haß: Ich brauche natürlich schon ein, zwei Sekunden, bis ich wach bin. Dann aber geht es ganz schnell. Das Telefon steht neben dem Bett, Klemmbrett und Stift liegen bereit. Ruft Eurotransplant an, um der Uniklinik ein Organ anzubieten, notiere ich Spendernummer und Empfängernummer. Ich drucke die Organwerte aus und gebe die Infos an die Ärzte weiter. Ich arbeite seit vier Jahren hier und habe die Schritte im Kopf.

Auch wenn Sie mal unkonzentriert sind?

Dann gehe ich alles noch mal durch. Es ist wichtig, dass ich alles genau aufschreibe. Wenn ich zwischendurch schlafe, weiß ich nach dem Aufwachen gleich wieder, was los war. Ich notiere stets einen Ansprechpartner, später die Ankunftszeit des Organs.

Wie schlafen Sie wieder ein?

Das ist Übung. Anfangs war das Einschlafen schwieriger. Ich war aufgeregter. Außerdem haben mich Fälle länger beschäftigt. Wenn die Uniklinik ein Organ ablehnen musste, weil es schlechte Werte hatte, lag ich länger wach. Ich fragte mich dann, ob sich in einer anderen Klinik ein passender Empfänger gefunden hat.

Wann schlafen Sie gut?

Wenn ich was auf den Weg bringen konnte, schlafe ich schneller wieder ein. Ich freue mich dann, dass ich einem Menschen helfen konnte. Schließlich geht es um viel, und die Wartezeiten sind lang. Auf Nieren warten Patienten im Schnitt sieben Jahre.

Wie viele Organangebote kommen pro Nacht?

Meistens ein oder zwei. Es waren aber auch schon mal elf.

Interview Lea Diehl