Nazi-Schlampe, Verdi-Schlampe

Sprachkünstler Die „Welt“ zeigt feministische Alternativen zum Schimpfwort „Schlampe“

BERLIN taz| Die „Schlampe“ hat in Deutschland wieder Konjunktur. Hat Schleswig-Holsteins CDU-Spitzenkandidat Daniel Günther eine SPD-­Abgeordnete, die auch bei Verdi aktiv ist, „Verdi-Schlampe“ genannt? Kurz darauf titulierte ­extra3-Satiriker Christian Ehring die AfD-Ko-Chefin Alice Weidel als „Nazi-Schlampe“. Dies allerdings nur, um zu demonstrieren, wie es ist, wenn man – wie von Weidel gefordert – „die Political Correctness auf den Müllhaufen der Geschichte wirft“. Die AfD bereitet natürlich eine Strafanzeige vor.

Die „Schlampe“ ist ein altmo­discher Begriff. Seit Jahren demonstrieren Feministinnen auf „Slut Walks“ – Schlampen-­Demos – dagegen, dass man sexuell aktive und entsprechend gekleidete Frauen mit dem Schimpfwort belegt. Nur noch Gestrigen wird es unterstellt, wie man sieht: CDU und AfD.

Darauf wollte sicher auch Feminist Ulf Poschardt in der Welt am Samstag aufmerksam machen, als er eine namenlose nackte Französin auf den Titel hob, mit der Überschrift: „Die nackte Wahrheit über Frankreich vor der Wahl“. Das ist keine Schlampe!, wollte er sagen. Das ist ein Beitrag zur politischen Debatte!

Namenlose Nackte, die nichts sagen, sondern nur „unsere Fantasien über die Französin bestätigen“, wie es in der Weltheißt, sind damit allerdings nicht weniger zum Sex­objekt degradiert, als wenn man sie „Schlampe“ nennt. Aber Poschardt übt sicher noch …

Heide Oestreich