Geteilte Meinungen: Nahostkonflikt erreicht Berlin

PROTEST Auf zwei Demos solidarisieren sich am Sonntag Hunderte mit Israel – und mit Palästina

Die Angst vor einem Krieg im Nahen Osten hat am Sonntag mehrere hundert Menschen auf die Berliner Straßen getrieben. Bei zwei Demonstrationen brachten die TeilnehmerInnen ihre Solidarität zum Ausdruck: am Joachimstaler Platz am Ku’damm mit der israelischen, am Kreuzberger Hermannplatz mit der palästinensischen Seite.

Um 13 Uhr hatten sich nach Polizeiangaben rund 250 Demonstranten am Ku’damm zu einer Solidaritätskundgebung für Israel versammelt. Zu den Rednern gehörte Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland. „Die Weltöffentlichkeit muss endlich aufhören, Israel das legitime Recht auf Selbstverteidigung abzusprechen“, sagte Kramer. Doch auch die palästinensische Zivilbevölkerung leide unter der radikalislamischen Hamas und sei zu schützen, so Kramer.

Eine Stunde später werden in Kreuzberg zahlreiche Palästinafahnen in die Luft gereckt, immer wieder ist die Parole „Free, free Palestine“ zu hören. Rund 750 Menschen sind nach Polizeiangaben auf dem Hermannplatz zusammengekommen. „Schuld an der Eskalation hat vor allem die internationale Gemeinschaft“, sagt der 20 Jahre alte Jannek. Es sei eindimensional, wenn Angela Merkel in der Öffentlichkeit von drei israelischen Toten spreche, aber gleichzeitig 50 palästinensische Opfer unerwähnt lasse. Auch die 20 Jahre alte Ayse will ihre Solidarität mit den Palästinensern zeigen: „Die Bundesregierung kann nicht nur die israelische Seite unterstützen“, sagt sie.

Bevor sich der Zug zum Kottbusser Tor in Bewegung setzt, gibt es am Hermannplatz noch ein paar kurze Reden: „Wir dürfen nicht zugucken, wie ein zweites Massaker verübt wird“, sagt die Bundestagsabgeordnete der Linken, Annette Groth, mit Blick auf den Gazakrieg von 2008, der auf palästinensischer Seite mehr als 1.300, auf israelischer Seite 13 Menschen das Leben kostete.

Eine Botschaft, auf der sich am Sonntag die meisten Teilnehmer einigen können, hat Jannek mitgebracht: Er hält ein Schild in die Höhe, auf dem „Stoppt den Krieg“ steht.

Johannes Kulms (mit dpa)