heute in hamburg
: „Kinder finden kein Gehör“

Gipfel Unter dem Motto „Friedlich und bunt“ ruft Claudia Prass zur Kinderdemo gegen G20 auf

Claudia Prass

Foto: Milena Pieper

46, hat zehn Jahre lang als Näherin im Karoviertel gearbeitet. Bis heute beobachtet sie das Viertel sehr genau.

taz: Frau Prass, warum sollten Kinder gegen G20 demonstrieren?

Claudia Prass: Eltern sollen für und mit ihren Kindern darauf aufmerksam machen, dass G20 eine Zumutung ist. Wir wollen zeigen, dass wir keine Veranstaltung mit so einem Aufgebot an Staatsgewalt wollen und dass die Stadt ihre Grenzen hat. Die Kinder finden ja überhaupt kein Gehör.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Es war mir wichtig, dass die Leute wieder mehr eigenverantwortlich handeln. Ich bin viel im Karoviertel unterwegs und habe dort eine Ohnmacht der Eltern gespürt, mit denen ich geredet habe. Viele sind gegen G20, aber keiner wusste, was man tun soll. Das sind so viele, warum sollten die nicht einfach auf die Straße gehen? Ich möchte zeigen, wie einfach man selbst Kräfte mobilisieren kann.

Also geht es nicht nur darum, dass die Kinder demonstrieren, sondern ihre Eltern?Es ist nicht die Idee, die Kinder zu verkleiden oder zu instrumentalisieren. Sie sollen gesehen werden und auch die Eltern tragen Schilder. Vielleicht hätte ich es auch Familiendemo nennen sollen.

Haben Kinder denn eine Meinung zu G20?

Ob sie die Veranstaltung verstehen, weiß ich nicht. Aber sie bekommen die Auswirkungen zu spüren. Wenn man sich mal in eine 1-Meter-Höhe hineinversetzt, wird klar, dass Kinder zum Beispiel die Bewaffnung von Polizisten viel direkter wahrnehmen und dadurch auch Angst haben.

Geht es auch darum, G20 zu erklären?

Das müssen die Eltern in ihrem Rahmen selber machen, aber durch die Demo gibt es dann bestimmt Gespräche zu den Themen.

Was stört Sie an G20?

Das war vielleicht mal eine nette Idee, aber es geht letztendlich doch nur um Wirtschaft, also wer stärkt seine Position. Mit den Leuten, die da sein werden, wird es keine friedliche Lösung geben. Es müsste die Bereitwilligkeit da sein, mehr Geld für soziale Themen wie die Flüchtlingshilfe bereitzustellen.

Wie läuft die Demo ab?

Erst basteln wir vor dem Knust und bemalen Schilder, Masken und T-Shirts, das was die Leute mitbringen. Um 15.30 Uhr gehen wir dann los und am Ende geben die Kinder ihre Schilder als Post an den Messehallen ab. In den umliegenden Vierteln werden Luftballons steigen gelassen.

Interview Milena Pieper

Kinderdemo gegen G20: 14 Uhr am Knust im Karoviertel, Neuer Kamp 30