Das Detail
: Revival des Kurmandschi

SPRACHE Ein Projekt in Syrien übersetzt Literatur ins Kurdische

Im Büro des „Hunar“-Projekts, einer spendenfinanzierten Or­ganisation in Syrien, liegt Schnee. Das ist absolut neu, denn „Schnee“, der Erfolgsroman des französischen Schriftstellers Maxence Fermine, erscheint zum ersten Mal auf KURDISCH,in der Sprache, die in Syrien jahrzehntelang verboten war. Das „Hunar“-Projekt befindet sich im Nordosten des Landes, in Qamischli. Die Stadt wird – wie andere Teile Syriens – von Kurden selbstverwaltet.

„Schnee“ ist das erste Buch, das die „Hunar“ übersetzt hat. Der Preis für „Schnee“, knapp ein Dollar, deckt lediglich die Druckkosten, wie die AFP berichtete. Es ist eine Erfolgsgeschichte für die Kurden Syriens.

Jahrzehntelang war es verboten Kurmandschi in der Schule zu lernen. Es gibt drei kurdische Sprachen, Kurmandschi ist die meistverbreitete. Wer mit ­kurdischen Büchern erwischt wurde, musste mit einer langen Gefängnisstrafe rechnen.

2012 zog sich der syrische Staat aus den kurdischen Gebieten zurück, überließ den Kurden weite Gebiete in Nordsyrien, da diese sie gegen den IS verteidigten. Infolge der Selbstverwaltung konnte die Bevölkerung wieder Kurmandschi unterrichten.

Laut AFP soll es bald auch eine Übersetzung des Gilgamesch-Epos geben und eine Studie über das kurdische Volk. Auch Autoren sollen wieder auf Kurmandschi schreiben. Das Projekt ist Teil eines neuen kurdischen Kulturbewusstseins.

In der Türkei durfte man in den 1980er und 1990er Jahren nicht einmal im Privatbereich Kurmandschi sprechen. Seit 2009 gibt es nun einen kurdischsprachigen staatlichen Fernsehsender. Anlässlich der Eröffnung des Senders hatte sogar Erdoğan ein paar Begrüßungsworte gesprochen – auf Kurdisch. Johannes Drosdowski