Portrait
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Setzt auf Geocaching, um Politik zu erklären: Ulrika Engler Foto: dpa

Die Schnitzeljägerin

Sie will politische Informationen verfügbar machen. Junge Menschen möglichst noch in der Pubertät abholen und sie für Demokratie begeistern: Es klingt wie aus der Pädagogik-Fibel vergangener Jahrzehnte, was Ulrika Engler, Chefin der frisch eröffneten niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung, über ihre Ziele sagt.

Bedenkt man die Geschichte der Institution, kann sie wohl nicht anders. 2004 nämlich hatte die Regierung Christian Wulffs (CDU) die 1955 gegründete Landeszentrale aus Kostengründen aufgelöst. 2008 maulten Bündnis 90/Die Grünen, man solle sie wieder eröffnen. Aber erst 2016 beschloss der rot-grüne Landtag die Reanimation.

Die Krux dabei: Die Aufgaben der Landeszentrale haben längst Gedenkstätten, Gewerkschaften oder Schulen übernommen. Die werden sich die politische Bildungsarbeit jetzt nicht einfach abnehmen lassen. Was bleibt da für eine Landeszentrale zu tun, abgesehen vom eifrigen Vernetzen? „Wir wollen uns auf junge Menschen konzentrieren, die dabei sind, ihre eigene Position zu entwickeln“, sagt Engler.

Eine gute Idee in Zeiten von Populismus und Radikalismus. Umsetzen will die 41-jährige baden-württembergische Theologin sie mithilfe neuer Medien und alternativer Konzepte: Facebook, Youtube, aber auch Geocaching will sie nutzen, um politische Vorgänge verständlicher zu machen, Pluralismus als wertvoll und Ausgrenzung als problematisch darzustellen.

Das könnte funktionieren, schließlich hat sie die letzten neun Jahre als Chefin des Gelsenkirchener Bildungsinstituts „Aktuelles Forum“ etwas Ähnliches gemacht. Wie sie allerdings die GPS-Schnitzeljagd nutzen will, etwa das deutsche Wahlsystem als „spannende Information“ zu verkaufen, erklärt sie nicht.

Überhaupt hält sich Engler, die vor Jahren beim Hilfswerk Misereor für Afrika- und Lateinamerika-Entwicklungshilfe zuständig war, politisch bedeckt: „Wir stehen als Landeszentrale nicht auf einer festen Seite“, sagt sie. Vielmehr wolle man Menschen die Chance bieten, eine eigene Meinung zu entwickeln. Vorgegeben werde da nichts. Das bedeutet aber auch: Wenn sich Menschen trotzdem radikalisieren, kann man es eben nicht ändern. PS