Biblische Ausmaße

Daily Dope (719) Schon wieder werden zwei kasachische Gewichtheberinnen positiv nachgetestet

Kasachstan hat mit dem bisherigen Spitzenreiter Russland gleichgezogen. Bei Dopingnachtests zu den Olympischen Spielen in Peking 2008 wurden die Gewichtheberinnen und Medaillengewinnerinnen Irina Nekrassowa (Silber) und Maria Grabowezkaja (Bronze) der Einnahme unerlaubter Mittel überführt. Beide hatten anabole Steroide im Blut. Das teilte das Nationale Olympische Komitee am Donnerstag mit. Damit stellt Kasachstan aktuell mit Russland die größte Zahl an Betrügern, die 2008 bei den Sommerspielen zu den Gewichten griffen.

Bislang wurden dort nachträglich 20 Gewichthebern Doping nachgewiesen. Von den Spielen in London 2012 liegen ebenfalls bereits 13 positive Tests vor. Hier nimmt Kasachstan (5) einsam die Spitzenposition ein – wie auch jenseits der olympischen Wettbewerbe. Seit 2008 wurden über 30 kasachische Gewichtheber mit verbotenen Substanzen im Blut oder Urin erwischt. Der jüngste Goldmedaillengewinner Nijat Ra­chi­mow, der im Sommer bei den Spielen in Rio in der 77-Kilo-Klasse mit 214 Kilogramm einen 15 Jahre alten Weltrekord übertraf, hatte gerade zuvor eine Dopingsperre abgesessen.

Nach den Regeln des Weltverbands IWF sollen alle Nationen, denen bei Nachtests mindestens drei positive Fälle nachgewiesen werden, für ein Jahr gesperrt werden. Davon müssten derzeit eigentlich neun Länder betroffen sein: Russland, Aserbaidschan, Kasachstan, Weißrussland, Armenien, Ukraine, China, Moldau und Türkei. Die Sperre greift allerdings erst, wenn das Internationale Olympische Komitee alle Nachtests und Verfahren gegen die Athleten abgeschlossen hat.

Wenn künftig im Rahmen der deutschen Spitzensportreform die Medaillenpotenziale der einzelnen Sportarten vermessen werden, können die Gewichtheber hierzulande eigentlich recht optimistisch in die Zukunft blicken. Im Klassement der Olympischen Spielen von London etwa kommt es nachträglich zu radikalen Verschiebungen. In der Klasse der Männer bis 94 Kilo ist mittlerweile der Neuntplatzierte der Sommerspiele von 2012, der Pole Tomasz Zielinski, auf den Bronze-Rang vorgerückt. Der ist allerdings kein Unbescholtener. Bei den Spielen in Rio wurde er auch des Dopings überführt.

Die weitere Neuordnung der Ergebnislisten könnte geradezu biblischen Charakter annehmen. Am Ende werden möglicherweise die Letzten die Ersten sein. Johannes Kopp