Portrait
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Traut sich den HSV ebenso zu wie offensives Spiel: Markus Gisdol, Neu-Trainer Foto: dpa

Der Mutige

Nach vorne geht es mit Markus Gisdol, immer nach vorne: Der neue Trainer des Hamburger SV wich bei seinem letzten Arbeitgeber TSG Hoffenheim auch in der Krise kaum von seinem Offensivdenken ab. Nur die Anlaufhöhe seiner Elf beim Attackieren des Gegners verschob er ein paar Meter nach hinten, nachdem die Ergebnisse immer alarmierender wurden – und das Spiel immer bolzplatziger.

Zweieinhalb Jahre wirkte der Württemberger als Cheftrainer in Baden. Er rettete den Klub von SAP-Milliardär Dietmar Hopp erst in der Relegation vor dem Abstieg. Dann bot er mit seiner Mannschaft eine Saison lang ein sehenswertes Spektakel, was man am Torverhältnis von 72:70 ablesen kann, bevor er am Ende so ratlos und leer wirkte wie sein Team.

Der groß gewachsene Mann kann laut werden, Moderation und Diplomatie sind nicht seine Stärken. Am Ende hatte er sich in Hoffenheim einflussreiche Feinde gemacht, etwa Spielerberater Roger Wittmann, einen Freund von Klub-Mäzen Hopp, dessen Großtransfer Tim Wiese er degradiert hatte. Aber auch Hopp selbst war enttäuscht, nachdem Gisdol nur seinen Berater zu einem Anbahnungsgespräch über eine mögliche Vertragsverlängerung gesandt hatte.

Gisdol ist ein Schüler Ralf Rangnicks und hat dessen Lehre vom schnellen Umschaltspiel tief verinnerlicht. Dass Gisdol zum HSV und nicht zum ebenfalls interessierten SV Werder Bremen wechselte, dürfte auch dem Einfluss von Bernhard Peters, Direktor Sport beim HSV, geschuldet sein. Peters hatte zu gemeinsamen Hoffenheimer Zeiten immer Gisdols Mut gelobt. Den wird er auch in Hamburg wieder brauchen, ist doch eine der Erwartungen, dass er das teure, aber unter Trainer Bruno Labbadia wegen defensiver Defizite verschmähte Offensivtalent Alen Halilovićzum Einsatz bringt. Tobias Schächter