USA Donald Trump zeichnet auf dem Parteitag ein apokalyptisches Bild der US-Gesellschaft. Nur einer kann Rettung bringen – er
: Der Messias-Milliardär

Er verspricht alles gleichzeitig, und das sehr laut: Trump bei seiner Rede in Cleveland Foto: Michael Reynolds/dpa

Aus Cleveland Frank Herrmann

Ivanka Trump zeichnet das Bild ihres Vaters in sehr, sehr zarten Farben. Donald Trump, sagt die Tochter des New Yorker Immobilienmilliardärs, sei ein großherziger, großmütiger Mensch, erprobt im harten Baugeschäft und dabei jederzeit fair. Ein Unternehmer, der Frauen schon immer gleichen Lohn gezahlt habe und Bewerber allein nach ihrer Eignung einstelle, nicht nach Hautfarbe oder Geschlecht. Dann bittet die blonde Frau ihren Vater auf die Bühne der Arena von Cleve­land, in der die Republikaner die Krönungsmesse für Trump zelebrieren. Der 70-Jährige beginnt seine Antrittsrede als Präsidentschaftskandidat. Und er zeichnet nichts weich.

Vielmehr entwirft er ein apokalyptisches Schreckengemälde der US-amerikanischen Gesellschaft. Ronald Reagan, so etwas wie der Übervater der Republikaner, hatte 1984 mit der fröhlichen Zeile „Morgen in Amerika“ den Kern einer optimistischen Botschaft formuliert. Bei Trump hört es sich an, als sei finstere Nacht in Amerika.

„Die Angriffe auf unsere Polizei und der Terrorismus in unseren Städten bedrohen unsere Lebensart“, warnt er, dann wiederholt er all die Themen, die seine populistische Kampagne bislang schon geprägt haben. Er spricht von der illegalen Einwanderung, der er mit dem Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko begegnen werde. Er beklagt die Schieflage im Handel mit China und dem Rest der Welt, die er mit neuen, besseren Abmachungen zu beenden gedenkt. Er skizziert eine politische Klasse, die sich hemmungslos von „Big Money“ korrumpieren lasse. „Niemand kennt das System besser als ich“, dröhnt der Immobilienmogul, der gern davon erzählt, wie er die Wahlkampfkassen von Politikern mit seinen Spenden auffüllte. „Deshalb bin ich der Einzige, der es reparieren kann.“

Die Beschreibung der Alternative zum Status quo reduziert sich auf zwei Worte: Donald Trump. Sie reduziert sich auf die Behauptung, dass keiner das Handwerk des Regierens, des Aufbauens, des Reparierens besser beherrsche als er. Dass man ihm, Donald Trump, einfach vertrauen möge.

„Jeden Morgen wache ich fest entschlossen auf, den Menschen in diesem Land, die ignoriert, vernachlässigt und im Stich gelassen wurden, ein besseres Leben zu bieten“, sagt der Kandidat. „Es sind die vergessenen Männer und Frauen unseres Landes, Menschen, die hart arbeiten, aber keine Stimme mehr haben. Ich bin eure Stimme!“ Und wenn ihm jemand vorwerfe, dass er allzu schroff daherrede, dann sage er nur: „Wir können es uns nicht mehr leisten, politisch korrekt zu sein.“

Trump verspricht alles: Recht und Ordnung, den Sieg über die IS-Terroristen, ein Ende der illegalen Einwanderung, sichere Städte, höhere Löhne, Respekt im Ausland, niedrigere Steuern und zugleich niedrigere Staatsschulden, massive Investitionen in die marode Infrastruktur, eine Modernisierung des Militärs. Wie er das anstellen will, wie er Widersprüchliches unter einen Hut bringen will, erklärt er nicht, sodass auch Rob Bi­shop, ein Kongressabgeordneter aus Utah, nicht recht weiß, woran er ist. Bishop zählt zu jenen Konservativen, die dem Entertainer mit seinen Sprüchen anfangs mit großer Skepsis begegneten, nun aber glauben, sich der Parteidisziplin beugen und ihn unterstützen zu müssen. „Mein größtes Problem ist, dass ich einfach nicht weiß, wofür Trump steht“, sagt Bishop.

Ein ums andere Mal reitet Trump heftige Attacken gegen Hillary Clinton. Es klingt, als habe die frühere Außenministerin sämtliche Krisen der arabischen Welt zu verantworten, „ein Libyen in Ruinen, einen Irak im Chaos, ein vom Bürgerkrieg verschlungenes Syrien“. Ihre Hinterlassenschaft, bringt es Trump auf eine düstere Zeile, bestehe aus Tod, Zerstörung, Terrorismus und Schwäche. „Sperrt sie ein! Sperrt sie ein!“, schallt es daraufhin durch die Arena, was dem Populisten die Gelegenheit gibt, ausnahmsweise den Staatsmann zu geben. Gönnerhaft schüttelt er den Kopf, als wollte er die Menge beschwichtigen: „Nein, lasst sie uns im November besiegen.“

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