Flüchtlinge

Die EU schiebt ab. Aber das löst das Problem nicht. Deutsche Politiker diskutieren über Aufnahme

Asylanträge bremsen Abschiebungen

Griechenland Tausende Flüchtlinge bitten offiziell um Asyl auf Lesbos. Papst kündigt Solidaritätsbesuch an

LESBOS taz | Die Abschiebungen von Flüchtlingen aus Griechenland in die Türkei sind am Dienstag vorübergehend ausgesetzt worden. Grund sind zahlreich gestellte Asylanträge, die zunächst bearbeitet werden müssen. Bereits am Mittwoch sollen aber weitere 250 Menschen per Schiff zurück in die Türkei gebracht werden.

Am Montag waren im Rahmen des EU-Türkei-Abkommens erstmals 202 Menschen von den Inseln Lesbos und Chios abgeschoben worden. Alle waren von je einem Sicherheitsmann der griechischen Polizei oder der EU-Grenztruppe Frontex begleitet worden. Im Gegenzug nimmt die EU syrische Flüchtlinge aus der Türkei auf. 32 waren am Montag per Flugzeug in Hannover eingetroffen.

Seitdem die Abschiebungen angekündigt wurden, herrscht Panik im abgeriegelten Flüchtlingslager Moria auf Lesbos. Um die direkte Rückfahrt in die Türkei zu verhindern oder wenigstens hinauszuzögern, beantragen nun immer mehr Menschen Asyl in Griechenland. Das bestätigt Zacharoula Tsirigoti, Chefin der zuständigen griechischen Polizeibehörde.

Zwar wollen die meisten Flüchtlinge eigentlich auf eigene Faust weiter gen Nordeuropa reisen. Doch die Balkanroute ist seit Wochen dicht. Griechenland ist für die meisten nun die einzige Chance, in der EU zu bleiben. Daher bitten sie nun hier um Asyl.

Allein am Wochenende hätten von den etwa 3.300 Flüchtlingen und Migranten, die in Moria ausharren, bereits 2.870 Asyl beantragt, so Tsirigoti. Solange das Verfahren läuft, können die Menschen nicht abgeschoben werden. Es könne zwei bis drei Wochen dauern, bis alle Anträge bearbeitet werden. Zur Unterstützung sollen am Mittwoch weitere EU-Beamte auf den Inseln eintreffen.

„Ich verstehe die Verzweiflung der Menschen“, sagt Polizist Dimitris Amoutzias, Leiter der Registrierungsstelle im Lager Moria. „Ihnen wurden falsche Hoffnungen gemacht, sie zahlen wahnsinnig viel Geld, um hierherzukommen – und dann schickt man sie wieder zurück“, so der 34-Jährige.

Trotz der rigiden Rückweisung durch die EU kommen auch weiterhin Flüchtlinge auf den griechischen Inseln in der Ostägäis an: Allein bis Montagmorgen setzten 7.034 Menschen von der nahe gelegenen türkischen Küste rüber. Der EU-Türkei-Beschluss, der die illegalen Überfahrten eindämmen und Schleppern das Handwerk legen sollte, greift nicht wie geplant. Alle auf Lesbos Neuankommenden werden umgehend in das Lager Moira eingewiesen.

Am Dienstag hat sich ein prominenter Besucher angesagt: Papst Franziskus will den Flüchtlingen in Moria seine Solidarität zeigen – angeblich schon Mitte des Monats.

Theodora Mavropoulos