portrait
:

Arlene Foster, Ko-Regierungs­chefin in Belfast Foto: ap

Die Erste für Nordirland

Seit Montag ist sie Regierungschefin in Nordirland: Arlene Foster wurde auf der ersten Sitzung des Regionalparlaments im neuen Jahr ohne Gegenstimme gewählt. Sie ist die erste Frau an der Spitze der britischen Krisenprovinz. Sie teilt sich das Amt mit dem früheren Kommandanten der Irisch-Republikanischen Armee (IRA), Martin McGuinness. Die Mehrparteienregierung ist im Belfaster Abkommen vom Karfreitag 1998 festgelegt worden.

Die 45-jährige Foster war gegen das Abkommen, das Nordirland nach Jahrzehnten der Gewalt Frieden bringen sollte. Damals gehörte sie dem rechten Flügel der Ulster Unionist Party (UUP) an. Sie stritt sich ständig mit dem Parteichef David ­Trimble, der gemeinsam mit dem katholischen Sozialdemokraten John Hume 1998 den Friedensnobelpreis für das Belfaster Abkommen erhalten hatte. Wegen der von ihrer Partei abgesegneten Amnestie für IRA-Mitglieder trat sie 2004 schließlich zur 1971 vom Pfarrer Ian Paisley gegründeten Democratic Unionist Party über.

Foster stammt aus dem ländlichen Dernawilt in der Grenzgrafschaft Fermanagh, die einige IRA-Anschläge über sich ergehen lassen musste. Ihr Vater, ein Teilzeit-Polizist, entging einem Attentat nur knapp. Mit sechzehn Jahren wäre sie selbst fast umgekommen, als die IRA ihren Schulbus attackierte, weil der Fahrer der nordirischen Armee angehörte.

Foster studierte Jura an der Queen’s University in Belfast und arbeitete danach als Rechtsanwältin. 2003 wurde sie erstmals ins nordirische Regionalparlament gewählt. 2007 wurde sie Umweltministerin, 2008 Unternehmensministerin und 2015 Finanzministerin. Als ihr Vorgänger, Peter Robinson, 2010 vorübergehend zurücktrat, weil er in den Verdacht finanzieller Unregelmäßigkeiten gekommen war, war sie provisorische Regierungschefin.

Mitte Dezember ist Foster zur Chefin der DUP gewählt worden, der mit 46 Sitzen stärksten Partei der britischen Krisenprovinz. Im September droht ihr die erste große Bewährungsprobe: Entscheiden sich die Briten für den Austritt aus der EU, hätte das aufgrund der direkten Nachbarschaft mit der Republik Irland erhebliche Folgen für Nordirland. Ralf Sotscheck