Die Kritik
: Phrasenschweine

WAS SAGT UNS DAS? Jede Präsidentschaftskandidaten-Diskussion in den USA reproduziert das Gleiche? Die US-Nachrichtenseite Fusion zieht daraus die richtigen Schlüsse – und bastelt sich einfach eine algorithmische Debatte

Phrase rein, Mund auf, Phrase raus: Schon nach einem Bruchteil der TV-Debatten, die der US-Wahlkampf bereithält, haben die republikanischen Präsidentschaftskandidaten sich auf ihre Rollen festgelegt – und reproduzieren unter diesen vorgefertigten Parametern munter Worthülsen vor sich hin.

Warum die Debatten also nicht einfach automatisieren, dachte sich das US-Onlinemagazin Fusion – und baute für jeden der teilnehmenden Kandidaten einen Roboter, der basierend auf ihren Aussagen in vorherigen TV-Debatten automatisiert Aussagen ausspuckte.

Das Ergebnis: Jede Menge Polit-Dada. Längst nicht jeder Redebeitrag ergibt politisch oder auch nur grammatikalisch Sinn. Auffällig ist allenfalls, dass plötzlich alle Kandidaten argumentativ so vor sich hinirrlichtern wie jedes durchschnittliche Trump-Statement. Und dass die Kandidaten noch offensichtlicher nichts darauf geben, die eigentliche Frage der Moderatoren zu beantworten, als in den echten Debatten.

Andererseits aber spiegelt die Bot-Debatte ganz zuverlässig die typischen Phrasen, die eben jene TV-Debatten der Republikaner prägen: Ein Ted-Cruz-Bot, der Terroristen töten und Obamacare wieder einkassieren will. Der von Rubio, der auf die Mainstreammedien eindrischt, der Bush-Bot, der „Frieden durch Stärke“ beschwört, und einer von Fiorina, der die Bürokratie in den USA beschneiden will. Und ein Trump-Bot, der nur zwei Sätze braucht, um sich vom Irakkrieg zur Drogenproblematik zu faseln.

Fusion hat damit ein Mini-Experiment aufgebaut, das erst einmal nicht mehr ist als ein bissiger Kommentar zum öden institutionalisierten Politphrasengedresche. Tatsächlich sind gut trainierte selbstlernende Algorithmen längst zu viel menschenähnlicheren Leistungen fähig. Was längerfristig natürlich die Frage stellt, ob man nicht künftig ein paar Millionen und Debatten einsparen könnte, indem man ein paar gut trainierte Polit-Bots aufeinander hetzt, die stundenlang vor sich hindiskutieren. Müde werden die Dinger ja nicht. Je nach einprogrammierter Zielfunktion der Algorithmen könnten vielleicht sogar ein paar überraschende Ergebnisse oder Allianzen drohen. Das Publikum könnte man natürlich auch durch Publikumsbots ersetzen.

Oder aber man probiert noch mal was ganz anderes: echte Menschen, die mit einander diskutieren. Als Politiker. Das wäre ja ganz verrückt! MLA