Portrait
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Ex-Journalist, der über Medien forscht: Michael Brüggemann Foto: UHH/CEN/Ausserhofer

Der Beobachter

Der Journalismus war ihm zu schnell. Auch wenn Social Media bestenfalls ein Fremdwort war, als Michael Brüggemann als Journalist arbeitete, wünschte er sich mehr Zeit für seine Themen. Heute hält der 39-Jährige seine Antrittsvorlesung an der Universität Hamburg: Am dortigen Exzellenzcluster „Integrated Climate System Analysis and Prediction“ (Cli-SAP) leitet er die Forschungsgruppe „Mediale Konstruktionen des Klimawandels“.

Brüggemann forscht zur Darstellung des Klimawandels in den Medien. „Vom Klimawandel merken die Menschen ja direkt nichts“, sagt er Wissenschaftler. Deshalb seien Medien die wichtigste Informationsquelle –und verantwortlich dafür, wie die Bevölkerung den Klimawandel sehe.

In München hat Brüggemann Politikwissenschaften und Soziologie studiert und danach die Deutsche Journalistenschule durchlaufen. Zehn Jahre, unter anderem bei der Süddeutschen Zeitung, hätten ihm jedoch gezeigt, dass er für den Journalismus zu langsam sei, sagt Brüggemann. „Ich möchte“, formuliert er es positiver, „mehr in die Tiefe gehen.“

Mit dem Schreiben und Senden über das Klima, also Klimajournalismus, beschäftigt sich Brüggemann schon seit fünf Jahren. „Das ist das große Menschheitsthema“, sagt er. Von Zürich aus befragte er Journalisten in fünf Ländern zu Einstellung und Berichterstattung in Sachen Klimawandel. „Die deutschen Journalisten machen das ganz gut“, sagt er: Demnach erliegen sie selten wissenschaftlich nicht fundierter Spekulation, abgesehen mal von so mancher Bild-Eskapade. Ein wenig Kritik hat er dann aber doch: „Manchmal verläuft der Klimajournalismus in sehr eingefahrenen Bahnen.“

Mit seinem Team plant der schon seit Februar in Hamburg tätige Wissenschaftler gerade, was bei der anstehenden Weltklimakonferenz in Paris zu erforschen sein wird: Neben einem Medienmonitor, der permanent die Medienabdeckung der Konferenz auswertet, soll es etwa auch einen Blog geben, der die Berichterstattung kommentieren wird –live. So kommt der Professor am Ende doch wieder zum schnellen Journalismus. AWE