Der Wiederauferstandene

COMEBACK Srdan Lakic schießt nach nahezu zweijähriger Durststrecke Frankfurt zum Sieg – und liefert eine „geile Geschichte“

BERLIN taz | So schnell kann es gehen. Eben war Srdan Lakic noch einer der größten Flops in der Transfergeschichte des Fußballs – und nur neunzig Minuten später ist er der effektivste Stürmer in der Bundesliga mit einer traumhaften Quote: zwei Tore pro Spiel.

Das ist, zugegeben, eine Milchmädchenrechnung, die nur für Lakic’ Karriere im Trikot von Eintracht Frankfurt gilt. Denn die ist bislang noch überschaubar kurz: ein einziges Spiel und die beiden Treffer, die zum 2:0-Erfolg beim Hamburger SV reichten.

Bis zu seinem Auftritt am Samstag sah das noch ganz anders aus. Da hatte sich der 29-jährige Kroate um den Titel als größte Angriffsnullnummer in der Geschichte der Bundesliga beworben. Dabei hatte seine Laufbahn vielversprechend begonnen: Nach zwei eher ereignislosen Jahren bei Hertha BSC wechselte er nach Kaiserslautern und traf dort nach Belieben: Seine 43 Pflichtspieltore weckten Erinnerungen an den Pfälzer Helden Miroslav Klose.

Doch seit dem Mai 2011 hatte Lakic kein einziges mickriges Törchen mehr erzielt. Weder für den VfL Wolfsburg, der Lakic im Sommer 2011 verpflichtet hatte, noch für die TSG Hoffenheim, wohin er eine Zeit lang ausgeliehen war. Wo auch immer Lakic auflief, wenn er überhaupt auflaufen durfte: Er traf nicht.

Das änderte sich nun schlagartig beim neuen Arbeitgeber, bei dem er erst am vergangenen Dienstag zum Dienst angetreten war. Aber der Instant-Held versicherte selbst nach seinem doppelten Erfolgserlebnis: Er habe in den vergangen Monaten zwar „genug gelitten“, aber auch angesichts der Durststrecke niemals an sich gezweifelt.

Erwartungsgemäß fand Eintracht-Trainer Armin Veh, dass die urplötzliche Wiederauferstehung seines im Winterschlussverkauf verpflichteten Neustürmers eine „geile Geschichte“ sei. Schließlich hatte Lakic erst wenige Trainingseinheiten mit seinen neuen Mitspielern absolviert und Veh, der am Samstag 52 Jahre alt wurde, seiner Neuverpflichtung prophezeit, „da muss man noch Abstriche machen“.

Trotz der drei Punkte als Geburtstagsgeschenk und Tabellenplatz vier, der zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigen würde, wollte sich der kokette Veh aber immer noch nicht vom ursprünglichen Frankfurter Saisonziel verabschieden: „Wir brauchen noch vier Punkte“, so Veh. Und meinte: Um gegen den Abstieg gewappnet zu sein.

Das ist aber wohl ein Gedanke, mit dem sich eher Srdan Lakic beschäftigen muss. Denn der ist nur an die Eintracht ausgeliehen. Ziehen die Frankfurter Verantwortlichen nicht die Kaufoption, muss er am Ende der Saison womöglich zurück zum VfL Wolfsburg – der dann vielleicht abgestiegen ist. THOMAS WINKLER