Hohe Spritpreise: Deutsche Autofahrer rüsten ab

Weil Benzin und Diesel zu teuer werden, kaufen die Deutschen zunehmend sparsamere Fahrzeuge. Bewegt das auch die Autobauer zum Umdenken?

Je kleiner, desto besser? Daimler setzt auf den Smart Bild: DPA

Der massive Anstieg der Spritpreise führt bei den Deutschen zu einem Umdenken: Beim Neuwagenkauf werden zunehmend sparsame Autos bevorzugt, und bei der Kaufentscheidung spielt der Spritverbrauch eine immer größere Rolle. Das zeigt die aktuelle Halbjahresbilanz des Automarktes, die der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) am Mittwoch in Berlin vorstellte. Insgesamt läuft das Inlandsgeschäft aber schleppend, während die deutschen Autokonzerne im Ausland erneut zulegen konnten.

Zwar verkauften die Autokonzerne im ersten Halbjahr dieses Jahres 4 Prozent mehr Fahrzeuge als im gleichen Vorjahreszeitraum; gleichzeitig sank aber der durchschnittliche Wert der verkauften Fahrzeuge. Insgesamt fiel er um 1,1 Prozent; bei den an Privatkunden veräußerten Wagen sank er sogar um 2,5 Prozent. Die Käufer hätten sich auf Downsizing eingestellt, so VDA-Geschäftsführer Kunibert Schmidt. Auf Deutsch: Langsam, aber sicher kaufen die Kunden eher kleinere oder weniger stark motorisierte Fahrzeuge. Auf Komfort müssen sie dabei kaum verzichten - ist doch etwa ein heutiger Kleinwagen immer noch größer, kräftiger und luxuriöser ausgestattet als ein Kompaktwagen, der vor 20 Jahren produziert wurde.

Den Trend zu sparsameren Modellen belegen auch die neuesten Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes in Flensburg, die ebenfalls am Mittwoch veröffentlicht wurden. So stieg die Zahl der neu zugelassenen Flüssiggasfahrzeuge im ersten Halbjahr um 84,2 Prozent, die der Erdgasfahrzeuge um 2,3 Prozent; die Zahl der Hybrid-Autos sank allerdings um 13,1 Prozent. Am meisten konnte das Segment der Mini-Fahrzeuge (Smart, Renault Twingo) zulegen; hier wurden 26,8 Prozent mehr Fahrzeuge zugelassen. Smart allein erzielte gar einen Zuwachs von 43,1 Prozent. Zuwächse verzeichnet auch die familiengängige Kompaktklasse (VW Golf, Opel Astra), die um 9,5 Prozent zulegte. Deutlich weniger gefragt waren Fahrzeuge der oberen Mittelklasse, deren Zahl um 10,6 Prozent sank. Die Zahl der Sportwagen ging um 14,2 Prozent zurück.

Dass das Thema Sparsamkeit eine immer wichtigere Rolle bei der Kaufentscheidung spielt, haben auch die Trendforscher ermittelt. So sei der Kraftstoffverbrauch unter die Top 3 der Kaufentscheidungskriterien vorgerückt, so VDA-Präsident Matthias Wissmann. Traditionell stünden Anschaffungspreis und Qualität des Fahrzeugs an der Spitze. Über 58 Prozent der Kaufinteressenten hätten nun angegeben, dass der Verbrauch für sie eine besondere Rolle spiele. Vor zweieinhalb Jahren seien dies nur 49,5 Prozent gewesen. Damals seien Design und Marke wichtiger gewesen, der Spritverbrauch habe nur auf Platz 5 gelegen.

Der alternative Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisierte die Autoindustrie. "Bisher sind spritsparende und damit klimaschonende Fahrzeuge bei den meisten Herstellern lediglich Nischenmodelle", so VCD-Bundesvorstand Hermann-Josef Vogt. "Die Masse der verkauften Autos verbraucht zu viel Sprit."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.