Angst vor der Schweinegrippe: Sei kein Schwein!

Nach dem ersten Todesfall in Berlin macht sich Unsicherheit breit. Mediziner raten jetzt, sich oft die Hände zu waschen. In rund 220 Praxen kann man sich impfen lassen.

Bevor man sich pieksen lässt kann man sich auch erstmal nur die Hände waschen und sich nicht anhusten lassen. Bild: AP

Nach dem ersten Berliner Todesfall, ausgelöst durch das Virus H1N1 am Mittwoch, ist die Krankheit deutlich stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt. Die Leitungen der bezirklichen Infotelefone zur Schweinegrippe sind oft überlastet; die Diskussionen über den Impfstoff und seine möglichen Risiken halten an. Ein bisschen Klarheit in diesem Durcheinander gibt es allerdings: Die allgemein anerkannte Formel für den Alltag lautet Hände waschen.

Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut rät generell dazu, sich regelmäßig die Hände zu waschen: "Wer im Büro arbeitet, braucht keine speziellen Handgels, nur Fachpersonal muss sich wirklich desinfizieren." Die Institutssprecherin rät, im Fall Schweinegrippe nicht zu hysterisch zu reagieren. "Man muss große Menschenansammlungen nicht deswegen meiden", sagt sie. "Eine Ansteckung kann auch im kleineren Kreis mit einem Kollegen passieren."

Das sieht Frank Bergmann von der Charité ähnlich. "Das Risiko der Übertragung einer Grippe in öffentlichen Verkehrsmitteln wird überschätzt", so Bergmann. "Genügend Abstand zu anderen Menschen halten und sich nicht unbedingt anhusten lassen", rät der Arzt für Infektiologie. Müsse sich eine erkrankte Person trotzdem mit anderen Menschen auf engerem Raum aufhalten, so empfehle sich ein Mundschutz. "Es ist allerdings nicht bewiesen, dass man sich dadurch zu 100 Prozent vor einer Ansteckung schützen kann."

Louisa Sach, Ärztin für Allgemeinmedizin, rät, das Immunsystem zu stärken. "Nicht die U-Bahn nehmen, sondern Fahrrad fahren und immer schön die Füße warm halten", sagt sie. Bei kalten Füßen würden die Schleimhäute nicht mehr richtig durchblutet, worauf es die Viren besonders abgesehen hätten. Draußen sein ist wichtig: "Es ist richtig gut, wenn man sich täglich eine halbe Stunde an der Luft bewegt."

Der Grippeerreger hat ab einer Temperatur von 22 Grad wenig Überlebenschancen. "Darum ist ein heißes Bad oder ein Saunabesuch empfehlenswert", sagt Sach. Durch viel Vitamin C könne man seinen Körper gegen die Grippe wappnen. Frisches Obst und Gemüse seien dabei allerdings gesünder als spezielle Vitamintabletten.

Unterdessen beginnt an diesem Montag die Impfung der Berliner gegen Schweinegrippe. Die Gesundheitsverwaltung hat auf www.berlin.de/impfen eine Liste von rund 220 Arztpraxen bereitgestellt, die den Stoff spritzen. Zuvor muss man allerdings telefonisch einen Termin vereinbaren, erklärt Marie-Luise Dittmar, Sprecherin von Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke). Es wird keine Praxisgebühr fällig. Etwa 100 der Praxen haben den Impfstoff bereits ab diesem Montag, die anderen erhalten ihn in den folgenden Tagen.

Zuerst sollten sich Menschen mit dauerhaft geschwächtem Immunsystem impfen lassen - das wird verursacht durch chronische Krankheiten der Lunge, chronische Herz-Kreislauf-, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder HIV. Auch für werdende Mütter ab dem vierten Schwangerschaftsmonat ist das Risiko eines schweren Verlaufs der Krankheit besonders hoch, weshalb sie bevorzugt geimpft werden sollten.

Sollte es zu einem großen Ansturm auf die Praxen kommen, wird der Impfstoff in den ersten Tagen nicht ausreichen. Als die ersten Ärzte mit den Bestellungen begannen, war die Imfpstimmung noch sehr zurückhaltend. Seit dem Tod eines 40 Jahre alten Berliners vor einer Woche hat sich der Tenor der Berichterstattung in vielen Medien gewandelt, die Beratungshotlines werden mit Anfragen überhäuft. Dabei verläuft die Krankheit nach wie vor in den meisten Fällen milder als die jährliche Wintergrippe. In Berlin wurden bis zum Wochenende 1.060 Fälle von Schweinegrippe registriert. Bundesweit zählte das Robert-Koch-Institut knapp 30.000 Krankheitsfälle und 9 Tote. An der Wintergrippe sterben jährlich rund 10.000 Menschen - gegen sie kann man sich übrigens auch impfen lassen

Infos unter www.berlin.de/impfen und bei den Gesundheitsämtern Charlottenburg-Wilmersdorf 90 29-1 66 61 Friedrichshain-Kreuzberg 9 02 98-83 67 Lichtenberg 9 02 96-49 00 Marzahn-Hellersdorf 9 02 93-31 00 Mitte 90 18-4 51 23 Neukölln 68 09-26 66 Pankow 9 02 95-28 69 und 9 02 95-29 39 Reinickendorf 9 02 94-50 30 Spandau 9 02 79-44 00 Steglitz-Zehlendorf 9 02 99-22 33 Tempelhof-Schöneberg 9 02 77-71 00 Treptow-Köpenick 9 02 97-47 72

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