Schneegestöber Teil 2: Ein Vorgeschmack auf die Alpen

Der Teufelsberg macht seinem Namen alle Ehre: Die Abfahrten sind bisweilen brutal.

Da geht die Post ab: Der Teufelsberg im Winterkleid Bild: reuters

Der Weltcup-Slalom-Hang von 1987 ist heute eine Schlucht aus Eis. Hier und da schauen Steine heraus. Vom 114,7 Meter hohen Gipfel des Teufelsberg geht es gerade nach unten, bis in die Ebene. 400 Meter ist die Strecke lang, 23 Prozent Gefälle hat sie.

Elmar Kilz, der Leiter des Forstamts Grunewald, in dessen Einzugsgebiet der Berg liegt, würde die Abfahrt nicht empfehlen: "Das Rodeln am Teufelsberg ist gefährlich, weil die Strecken steil sind und uneben." Kilz fasst zusammen: "Wer hier runterfährt, fährt auf eigene Gefahr."

So viel Winter war selten. Doch wo herrschen die besten Bedingungen, um Schnee und Eis vollendet zu genießen? Die taz testet täglich Berlins Ski-, Eis- und Rodelgebiete. Heute: der Teufelsberg (115 Meter ü. d. Meer).

Schneequalität: Harsch, abseits der eingefahrenen Strecken aber der berlinweit immer seltener werdende Pulverschnee.

Pistenqualität: Halsbrecherische (teuflische!) Abfahrten und sanfte Hügel: Für jeden ist etwas dabei.

Konkurrenz: Wenig - zumindest unter der Woche.

Après-Ski-Potenzial: Ziemlich mau. Ein einsamer Glühweinwagen am S-Bahnhof Heerstraße.

Und tatsächlich: Der Hang ist extrem. Bremsen ist trotz des Einsatzes sämtlicher Gliedmaßen kaum möglich. Dann ist auch noch der Schlitten weg und es geht trotzdem im halsbrecherischen Tempo immer weiter nach unten. Irgendwann geht das Eis glücklicherweise in Schnee über; eine Pulverwolke markiert das Ende der Fahrt.

Die Schlittenfahrer weichen deshalb meist auf die zahlreichen, selbst eingefahrenen Pisten aus, so auch Oliver. Begeistert erzählt der 39-Jährige: "Es gibt total viele kleine Steilhänge, die sind nur kurz, aber machen richtig Laune. Da kommt man mit einem Affenzahn runter."

Die Strecke von dem etwas niedrigeren Drachenfliegergipfel aus Richtung S-Bahnhof Heerstraße ist so eine. Ein schmaler Eiskanal durchpflügt das Gebüsch, ein zerbrochener Schlitten zeugt von dem Kamikazepotenzial dieser Strecke.

Ähnlich sieht es auch auf der ehemaligen Bob-Bahn Richtung Westen aus. Sie ist fast bis zur Unbefahrbarkeit zugewuchert. Der Leiter des Forstamtes Grunewald erklärt: "Das als Rodelstrecke zu erhalten ist nicht möglich, weil es in einem Landschaftsschutzgebiet liegt und zudem der Personalaufwand, um dort für Sicherheit zu garantieren, untragbar hoch wäre."

Die Einstellung des ehemaligen Berliner Wintersportzentrums mit Bobbahn, Skischanze und Lift findet der Rodler Oliver schade: "Aus dem Gebiet könnte man doch was machen! Gerade hier in Berlin fehlt das echt. Es kann ja nicht jeder zum Schlittenfahren nach Österreich."

Aber anscheinend kann oder will auch nicht jeder zum Teufelsberg. Die Hänge sind an diesem Dienstagmittag leergefegt, Oliver und seine Begleiterin sind die einzigen Rodler. Vielleicht liegt es ja an der schlechten Anbindung an den Nahverkehr. 15 Minuten Fußmarsch sind es vom Fuß des Berges bis zum S-Bahnhof Heerstraße - und auch Glühwein gibt es nur dort.

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