Vorurteile: Frauen fordern Begegnung auf Augenhöhe

Die Beratungsstelle LesMigraS kämpft dafür, dass lesbische Migrantinnen nicht nur als Opfer von Diskriminierung betrachtet werden, sondern positiv als Menschen mit mehrfachen Zugehörigkeiten.

Homopobie und Rassismus gehören zu ihrem Alltagsgeschäft: Die Mitarbeiterinnen von LesMigraS (LesbenMigrantinnenSchwarze) beraten lesbische, bisexuelle und transsexuelle Menschen mit und ohne Migrationshintergrund bei Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen. Gemeinsam mit acht anderen Beratungsgruppen diskutierten sie vergangene Woche auf der Konferenz zu Queerfeministischer Ökonomiekritik über Strategien feministischer Vernetzung. "Wir können nur Erfolg haben, wenn wir auf gleicher Augenhöhe arbeiten", erklärt Lisa Thaler, Mitarbeiterin von LesMigraS.

Eines der Themen, die LesMigraS auf dem Podium ansprachen, ist die Perspektive, mit der Betroffene oft fälschlicher Weise betrachtet werden: Lesbische Migratinnen sollten nicht nur als Opfer mehrfacher Diskriminierung gesehen werden, sondern als selbständige Personen mit mehrfachen Zugehörigkeiten. Statt negativer Abhängigkeit sei positive Selbstermächtigung wichtig.

Laut Thaler sind auch diskrimierte Gruppen untereinander nicht frei von Vorurteilen: "Eine homosexuelle Lebensweise schützt nicht davor, rassistische Vorurteile zu verbreiten." So könnten Migrantinnen nicht einfach aufgrund ihrer Herkunftsgeschichte unter den Generalverdacht der Homophobie gestellt werden.

Aktuell plant LesMigraS, die mit fünf festen Mitarbeiterinnen Teil der Lesbenberatung Berlin sind, eine Kampagne zu Gewalt- und Mehrfachdiskriminierungserfahrungen von lesbischen, bisexuellen Frauen und Transsexuellen in Deutschland. Im Kern der Kampagne steht die erste quantitative Studie, die bundesweit Daten zu diesem Thema erheben wird. Sie startet am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homophobie, und wird von einer Infotour und Workshops begleitet. Die Ergebnisse der Studie sollen für Frauen-, Lesben- und Migrantenprojekte einsetzbar sein und zur besseren Vernetzung der Arbeitsbereiche beitragen.

LesMigraS beteiligt sich im Rahmen des Internationalen Frauentags an einer Frauen-, Lesben-, Trans-Demonstration, die am heutigen Montag um 18 Uhr vom S-Bahnhof Pankow zum Frauengefängnis Pankow zieht, um den dort Inhaftierten ihre Solidarität zu zeigen und eine Stärkung der Frauenbewegung zu fordern. Zoé Sona

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.