Innere Ruhe & Sicherheit: Dreißig auf der Datenautobahn

Langsame Internetverbindung und fehlende Computer: Die Landespolizei Schleswig-Holstein ist noch nicht im Digitalzeitalter angekommen.

Die Einführung des Polizeikremsers bleibt noch Zukunftsmusik. Bild: dpa

Wenn Michael Koettlitz von der Kripo Kiel eine Telefonnummer im Internet nachschauen möchte, muss er dafür viel Geduld mitbringen. Eine Seite lädt mitunter mehrere Minuten – sogar bei einfachen Suchanfragen. „Manchmal komme ich gar nicht erst ins Internet rein“, klagt Koettlitz. „Unsere IT-Ausstattung kommt aus der Steinzeit.“ Um die langsame Internetverbindung zu umgehen, haben die Kieler Polizisten sich bereits was einfallen lassen. „Viele Kollegen benutzen ihre Smartphones, wenn sie irgendetwas im Internet nachschauen müssen“, so Koettlitz.

Nicht nur die Kripo Kiel hat ihre liebe Mühe mit der Technik. Beschränkte Internetzugänge, Ladezeiten von mehreren Minuten und veraltete Software: Die Landespolizei Schleswig-Holstein ist auf der Datenautobahn mit angezogener Handbremse unterwegs.

Und nicht in jedem Fall können die Polizisten auf ihr Handy ausweichen. Den meisten Dienststellen in Schleswig-Holstein ist es unmöglich, im Internet zu recherchieren und Daten auszuwerten. Grund dafür ist eine bewusste Beschränkung: Nur an sogenannten Auswerterechnern gibt es unbeschränkten Internetzugriff und die Möglichkeit, Datenträger einzulesen. An herkömmlichen Dienstrechnern ist beides nur eingeschränkt möglich. So sollen die darauf enthaltenen sensiblen Informationen geschützt werden.

Die meisten Dienststellen des Landes besitzen laut Landespolizeiamt keinen Auswerterechner. Das hat zeitraubende Folgen: Wenn zum Beispiel in Haale eine Tankstelle überfallen wird, kann die dortige Polizei das Überwachungsvideo nicht selbst anschauen. Stattdessen muss sie das Beweismaterial an die nächste Dienststelle mit Auswerterechner schicken. „Bis das Video zurück ist, dauert es mitunter Wochen“, sagt Koettlitz.

Oliver Malchow von der Polizeigewerkschaft fasst es in einer Formel zusammen: „Umso kleiner die Dienststelle, desto geringer die Chance, dass dort ausgewertet werden kann.“ Auf die fehlende Ausstattung hätten ihn schon mehrere Kollegen angesprochen. Sie ist besonders problematisch, da auch in kleineren Orten immer mehr Leute mit CDs, Rechnern und anderen digitalen Datenträgern zur Polizei kommen.

Dem Landespolizeiamt ist das Problem bekannt. Ändern wird sich die Situation aber so bald wohl nicht. „Für eine Rundum-Aufrüstung fehlt einfach das Geld“, sagt Sprecher Lothar Gahrmann. Denn Auswerterechner seien nicht nur in der Anschaffung teuer, sondern auch in der Wartung. „Wir brauchen Administratoren, und die können wir uns nicht für jede Dienststelle leisten.“

Immerhin: Zumindest mit der langsamen Internetverbindung an den Dienstrechnern soll es bald vorbei sein. Die Software für den Zugang ins Netz wird derzeit komplett überholt. Ab Oktober dann ist die Polizei Schleswig-Holstein genau so schnell im Netz unterwegs wie ihre Bürger – vermutlich. Auf einen genauen Termin will sich Gahrmann nicht festlegen. „Klar, daheim kann man ein Update innerhalb von drei Stunden runterladen“, sagt er, „aber eine komplette Neuausstattung der Polizei geht nicht mal eben über Nacht.“

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