Staatsgeheimnise auf der Straße

KÖLN taz ■ Der niederländische Inlandsgeheimdienst AIVD steckt schwer in der Klemme. Einer seiner Agenten hat Disketten in einem geleasten Auto zurückgelassen, die anschließend gefunden und dem Kriminalreporter Peter de Vries zugespielt wurden. Die Unterlagen geben offenbar Aufschluss darüber, wie der AIVD Umweltschützer, Politiker, Migrantenorganisationen und „Linksextremisten“ bespitzelt hat. Nach Angaben von de Vries, der am Sonntag in seiner wöchentlichen Fernsehsendung darüber berichten will, enthalten die Dateien auch Angaben zu den „sexuellen Eskapaden“ des im Mai 2002 ermordeten Politikers Pim Fortuyn. Danach soll der Rechtspopulist sexuelle Kontakte mit marokkanischen Jugendlichen gehabt haben.

Der Geheimdienst hat inzwischen bestätigt, dass es sich bei dem „verloren gegangenen“ brisanten Material um Staatsgeheimnisse handelt. In einem Brief hat der AIVD den Reporter am Mittwoch darauf aufmerksam gemacht, dass der Besitz solcher Unterlagen strafbar sei. Pikanterweise jedoch wollte der Agent die Disketten aber nicht wieder zurückhaben, als de Vries sie ihm zu Hause vorbeibrachte. Laut de Vries verlange der AIVD von ihm, von einer Fernsehausstrahlung am Sonntag abzusehen. Der Geheimdienst bestreitet das. HERA