Streit um Vertretung der Taliban in Doha

KATAR Afghanistans Präsident Karsai sondiert Kontakte. Radikale Islamisten gegen Treffen

KABUL afp | Bei seinem Besuch zu Gesprächen über die Eröffnung einer Vertretung der islamistischen Taliban in Katar ist der afghanische Präsident Hamid Karsai am Sonntag mit dem Emir des Golfstaats zusammengetroffen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur QNA meldete, erörterten Karsai und Hamad Ben Chalifa al-Thani die Beziehungen zwischen ihren Staaten und „Fragen von beiderseitigem Interesse“. Auch über „Friedensperspektiven in Afghanistan“ sei gesprochen worden. Von der Taliban-Vertretung war in der Agenturmeldung nicht die Rede.

Karsais Sprecher Aimal Faisi hatte am Samstag gesagt, der von einer hochrangigen Abordnung begleitete Präsident werde über den Friedensprozess in Afghanistan und die Eröffnung einer Vertretung der Taliban in Katar sprechen. Die gegen die Regierung in Kabul kämpfenden Taliban-Rebellen bekräftigten unterdessen, dass Karsai mit der Vertretung in Doha nichts zu tun habe. Das betreffe nur die Taliban und die Regierung von Katar, sagte ihr Vertreter Sabjullah Mudschahid. Die bereits in Katar anwesende Taliban-Delegation werde Karsai „weder sehen noch mit ihm sprechen“. Die Taliban lehnen direkte Gespräche mit Karsai ab, den sie als „Marionette“ der USA bezeichnen. Seit ihrem Sturz Ende 2001 durch eine von den USA angeführte Invasion kämpfen sie gegen die Regierung in Kabul und die ausländischen Truppen in Afghanistan.

Zu Jahresbeginn hatten sich die Taliban bereit erklärt, eine dauerhafte Vertretung in Katar zu eröffnen, um Verhandlungen mit den USA zu führen. In Doha geführte Vorgespräche waren im März 2012 gescheitert.

Karsai unter Druck

Die Regierung in Kabul protestierte zunächst dagegen, dass Washington separat Kontakte zu den Taliban aufbaute, um den Konflikt in Afghanistan beizulegen. Angesichts des bis Ende 2014 vorgesehenen Abzugs der Nato-geführten Kampftruppen aus Afghanistan steht Karsai jedoch zunehmend unter Druck, sich mit den Taliban zu arrangieren. Pakistan, das die Herrschaft der Taliban in seinem Nachbarland Afghanistan zwischen 1996 und 2001 unterstützte und als Schlüsselfaktor im Friedensprozess gilt, sprach sich für die Taliban-Vertretung in Doha aus.