FELICIA LANGER, RECHTSANWÄLTIN
: Kritische Preisträgerin

■ wanderte 1950 mit ihrem Mann nach Israel aus, wo sie 1959 ein Jurastudium aufnahm. Foto: dpa

Felicia Langer hat ihr Bundesverdienstkreuz dabei. Als kleine Brosche an ihrer Bluse. Die 79-Jährige zeigt auf das Abzeichen, bevor sie Fragen beantwortet. „Die Menschen verstehen nicht“, sagt sie, „dass ich für den Frieden zwischen Juden und Palästinensern bin.“

Viel Kritik musste sich Langer anhören, als ihr letztes Jahr das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde. Ralph Giordano drohte damit, sein eigenes zurückzugeben. In einem Brief an Bundespräsident Horst Köhler nannte er Langer die „schrillste Israel-Fanfare“. Auch Henryk M. Broder und Arno Lustiger kritisierten die Verleihung.

Aber Langer hat auch Freunde. Zu denen gehört die Erich Maria Remarque Gesellschaft in Osnabrück, die sie am Mittwoch zum Ehrenmitglied ernannt hat. Damit würdigt sie, dass Langer eine der ersten in Israel war, die sich nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 für die Rechte von Palästinensern einsetzten. Mehr als 2.000 von ihnen verteidigte die Rechtsanwältin vor israelischen Militärgerichten. Meist ohne Erfolg. 1990 schloss Langer ihre Kanzlei und kam nach Deutschland.

Wenn Langer die israelische Politik kritisiert, tut sie das mit vielen Zahlen und Zitaten. So beruft sie sich auf die UN-Kommissarin Mary Robinson, die die Zerstörung der Zivilisation im Gazastreifen nach Israels Angriff 2008 kritisierte und sagte: „Ich kann nicht glauben, dass die Welt nichts macht.“ Dem schließt sich Langer an. Nach dem Erdbeben in Haiti sei die Weltgemeinschaft zu viel Hilfe bereit. Im Fall des Gazastreifens ist das anders. Hilfsgüter werden nicht ins Land gelassen.

Manche nehmen es Langer übel, wie sie ihre Kritik äußert. Sogar als „Antisemitin“ wurde sie, die Jüdin und Holocaustüberlebende ist, genannt.

Israelische Politiker zögen „die falsche Lehre aus dem Holocaust“, sagt Langer. „Die Palästinenser zahlen für den Holocaust.“ Auch die Haltung der deutschen Regierung findet bei ihr keine Gnade. Gerade wegen ihrer Vergangenheit seien die Deutschen zur Kritik verpflichtet. Wer die Israels aktuelle Politik fördere, trage zur Zerstörung des Landes bei. Frieden stellt sich Langer anders vor. ANNE REINERT