DAILY DOPE (626)

Der US-Sport steht vor dem größten Dopingskandal seiner Geschichte. Wie ESPN berichtet, will die Major League Baseball (MLB) Sperren gegen insgesamt 20 Spieler verhängen. Und die Liste der Dopingsünder könnte durchaus noch länger werden. Unter den Namen findet sich unter anderem Alex Rodriguez von den New York Yankees, seines Zeichens teuerster Spieler und dreimaliger Gewinner der Auszeichnung zum wertvollsten Spieler der Liga (2003, 2005, 2007). Neben ihm sollen auch die Baseballgrößen Melky Cabrera (Toronto Bluejays), Gio Gonzalez (Washington Nationals) und Ryan Braun (Milwaukee Brewers) ihren Leistungen mit verbotenen Mitteln auf die Sprünge geholfen haben. Als Kronzeuge der MLB soll der umstrittene Schönheitsdoktor Anthony Bosch dienen. Ausgerechnet.

Denn Bosch betreibt bei Miami eine Jungbrunnenanstalt namens „Biogenesis“, in der er offenbar nicht nur Falten wegzaubert, sondern lange Zeit auch Sportler mit Wachstumshormonen und anderen illegalen Substanzen versorgte. Bereits zu Beginn des Jahres hatte die Wochenzeitung Miami New Times eine interne Patientenliste der Klinik öffentlich gemacht, auf der die Namen zahlreicher Profibaseballspieler zu lesen waren. Auch die Ermittler der Liga besorgten sich die Liste und erhöhten damit den Druck auf Bosch, verklagten ihn sogar zwischenzeitlich wegen „unerlaubter Einflussnahme“ auf den Spielbetrieb. Inzwischen ist Bosch offenbar bereit, seine Kunden ans Messer zu liefern. Sollte er tatsächlich kooperieren, könnte es sein, dass er noch weitere Namen nennt, die bisher nicht auf der Liste stehen, spekulieren amerikanische Medien.

Yankees-Star Rodriguez bestreitet derweil weiterhin, jemals Kontakt mit Bosch aufgenommen zu haben. Sollten sich die Beweise gegen den 37-Jährigen dennoch erhärten, droht ihm eine harte Strafe, da er Anfang des Jahrtausends schon einmal wegen Hormondopings auffiel. MLB-Boss Bud Selig zeigt sich kompromisslos und verweist auf die Statuten, nach denen Wiederholungstäter bei erneuten Vergehen mit einer Sperre von bis zu 100 Spielen bestraft werden müssen. Rodriguez und Braun, der ebenfalls schon einmal negativ auffiel, müssten dann für rund zwei Drittel der Saison pausieren. Und es sieht nicht gut aus für Rodriguez. In den Dokumenten der Klinik soll sein Name im Zeitraum von 2009 bis 2012 erstaunlich oft aufgetaucht sein – insgesamt 16-mal. Mit Eitelkeit alleine lassen sich die Ausflüge in die Schönheitsklinik nach Florida wohl kaum begründen. HOLGER VIETH