DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL

Die Lage der Welt hat sich verändert, seit in Chile am Samstag die Erde bebte. Sie liegt jetzt 8 Zentimeter entfernt von ihrer üblichen Position, berechnete der Nasa-Wissenschaftler Richard Gross. Durch die Verschiebung von Massen, namentlich von Erdplatten, und den Impuls des Bebens ist unser Planet ein wenig aus den Fugen geraten. Ein Tag dauert fortan 1,62 Millisekunden kürzer. Weltweit. Klingt nach einer weltbewegenden Umwälzung. Doch schon bei dem großen Beben in Sumatra, 2004 hatte sich die Erdachse um gut 7 Zentimeter verschoben. Damals hatte die Richterskala eine Stärke von 9.1 angezeigt, in Chile waren es 8.8. Besorgte Mitmenschen fragen sich nun, wie sehr künftige Erdbeben die Welt bewegen könnten. Was, wenn sich die Welt plötzlich losreißt aus der Geiselhaft der Sonne und irr durch den unendlichen Raum schwebt? Wer könnte sie aufhalten? Superman ist tot. Bruce Willis zu alt. Archimedes braucht einen festen Punkt. Was tun? Hans Greiner-Mai, Geophysiker am Geoforschungszentrum Potsdam, wiegelt ab. So weit wird es nicht kommen: „Die Verschiebungen der Erdachse summieren sich nur zu einer merkbaren Veränderung, wenn die Erschütterungen immer an der gleichen Stelle geschehen.“ Die Koordinaten des Planeten pendeln sich immer wieder ein. Das Einzige, was sich dauerhaft ändert, ist Greiner-Mai zufolge die Rotationsgeschwindigkeit. Die Erde drehe sich immer langsamer, denn „die Anziehungskraft des Mondes walkt den Erdmantel durch“. Und sie verschiebt sich doch. SNY