Tote bei Anschlag auf Terrorfahnder

PAKISTAN Polizeigebäude in Lahore wird bereits zum dritten Mal Ziel eines Selbstmordattentats. Pakistans Behörden dementieren von US-Medien gemeldete Festnahme von Al-Qaida-Sprecher aus den USA

DELHI taz | Nach Monaten relativer Ruhe haben mutmaßliche militante Islamisten erneut die ostpakistanische Stadt Lahore angegriffen: Ein Selbstmordattentäter zündete am Montagmorgen einen mit Sprengstoff beladenen Wagen im Gebäude der Bundespolizei FIA im Stadtteil Model Town. Die gewaltige Explosion hinterließ einen großen Krater, brachte das Polizeigebäude teilweise zum Einsturz, beschädigte mehrere Gebäude in der Umgebung schwer, darunter eine Moschee. Mindestens 12 Menschen starben, mehr als 80 wurden verletzt.

Offenbar wurde gezielt die Antiterrorabteilung der Bundespolizei angegriffen. Das betroffene Gebäude wurde zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren Ziel einer solchen Attacke. Bis vor wenigen Monaten hatten Terrorkommandos immer wieder Ziele in Lahore angegriffen.

Bis zum Abend bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Doch schreiben Beobachter ihn der Taliban-Bewegung in Pakistan (TTP) oder deren Unterstützern zu. Der militärisch weitgehend bedeutungslose Angriff kann als Botschaft verstanden werden: So zeigen die militanten Islamisten, dass sie noch immer in der Lage sind, Pakistans Sicherheitsapparat schwer zu treffen. Denn eigentlich sind die „Pakistanischen Taliban“ in der Defensive. Seit Beginn einer Armeeoffensive im vergangenen Oktober gegen ihre Hochburg in Südwasiristan sind die TTP-Kämpfer auf der Flucht. Viele von ihnen sollen in benachbarte Regionen an der Grenze zu Afghanistan geflohen sein. Etliche pakistanische und ausländische TTP-Mitglieder sollen sich auch im südlichen Karatschi aufhalten.

Die TTP gilt als geschwächt: Zu Jahresbeginn tötete eine mutmaßliche Drohne des US-Geheimdienstes CIA zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate den Anführer der TTP. Seitdem soll es mehrere Zusammenstöße rivalisierender Fraktionen gegeben haben, welche die Führung der TTP beanspruchen.

Über die Festnahme eines Al-Qaida-Führers gab es am Montag widersprüchliche Berichte. US-Medien hatten gemeldet, der US-Bürger und Sprecher der Terrorgruppe, Adam Gadahn, sei in Karatschi festgenommen worden. Pakistans Behörden dementierten: Es habe Verwirrung um die Identität gegeben. Stattdessen sei Abu Yahya, auch US-Bürger, verhaftet worden. Pakistan, das lange die Anwesenheit international gesuchter militanter Islamisten auf seinem Staatsgebiet bestritt, nahm zuletzt mehrere Führer der afghanischen Taliban fest.

SASCHA ZASTIRAL